Chronik/Oberösterreich

Das Recht auf Licht und Luft

Der kuriose Nachbarschaftsstreit in der kleinen Mühlviertler Gemeinde Reichenthal geht in die nächste Runde. Maria Weißenböck will es nicht mehr länger hinnehmen, dass sie im Erdgeschoß ihres Hauses seit Anfang Oktober auf Tageslicht verzichten muss. Wie berichtet, hat Nachbar Wilfried R. direkt vor ihrem Wohnzimmer und ihrer Küche eine Mauer hochziehen lassen.

Der Jurist baut dort nämlich ein Carport für sein Auto. Die 77-jährige Witwe hat nun ihren Rechtsbeistand Walter Dobler, einen Notar, damit beauftragt, rechtliche Schritte gegen den Mauerbau einzuleiten.

"Frau Weißenböck geht es gesundheitlich gar nicht gut. Es muss sich endlich was tun", sagt Dobler, der zunächst beim Bezirksgericht Bad Leonfelden eine Besitzstörungsklage gegen die Baufirma eingereicht hat. Nächste Woche wird schon verhandelt. Damit nicht genug. Auch Nachbar R. muss sich vor Gericht verantworten - wegen Sachbeschädigung. Die Staatsanwaltschaft Linz ermittelt.

Dobler: "Es handelt sich hier um das Unbrauchbarmachen einer Sache. Damit ist meiner Meinung nach der Tatbestand der Sachbeschädigung klar erfüllt." Weiters ist eine Unterlassungsklage gegen R. beim Landesgericht Linz im Laufen. "Wir wollen in diesem Fall das Recht auf Licht und Luft einfordern, das jedem Menschen zusteht", erklärt Dobler, der außerdem Akteneinsicht bei der Baubehörde verlangt hat. "Weil es sich um einen massiven Zubau handelt, hätte R. dafür eine Bewilligung gebraucht. Er ist aber ohne ausgekommen."

Hoffnung

Positiv sieht Dobler, dass nun sogar die Volksanwaltschaft großes Interesse an diesem Fall zeigt. "Es wurden bereits alle Unterlagen von der Gemeinde Reichenthal angefordert", sagt Dobler, der seiner Mandantin Hoffnung macht. "Es ist noch nichts verloren." Weißenböck selbst ist verzweifelt. "Ich wohne nunmehr seit 56 Jahren in diesem Haus. Dass mir das in meinem Alter noch angetan wird, damit war nicht zu rechnen. Das macht mich ganz fertig."