Besser, schlechter oder gleich: Wie sich das Linzer Stadtbild veränderte
Von Daniel Voglhuber
Heute noch sind Betrachter gebannt, wenn sie Bilder von Halbstarken sehen, die mit Lederjacken und grimmigem Blick in den 1950ern über das Linzer Urfahraner-Jahrmarktgelände streiften. Kaum vorstellbar ist in diesen Tagen, wie sich die Straßenbahn in den 1920ern ihren Weg durch verwinkelte Gassen im Stadtteil Ebelsberg bahnte. Aufnahmen aus einer vergangenen Zeit üben mit ihrem historischen Flair eine große Faszination aus. Das hat auch das Archiv der Landeshauptstadt erkannt, das sich in dem Projekt „Linz_Einst/Jetzt“ auf die Suche nach Veränderungen im Stadtbild in den vergangenen 120 Jahren gemacht hat. Bereits zum dritten Mal hat die Einrichtung nun einen Bildband herausgebracht, der den alten Aufnahmen aktuelle Fotos aus derselben Perspektive gegenüberstellt.
Großer Reiz
"Das Reizvolle dabei ist, dass sich in Linz total viel gewandelt hat. Jeder findet andere Veränderungen“, erklärt Walter Schuster, Direktor des Stadtarchivs den Grundgedanken hinter dem Konzept, das gleichzeitig auch eine Ausstellung im Wissensturm umfasst. Um markante Änderungen im Stadtbild zu finden, sei es gar nicht nötig, hundert Jahre zurückzugehen. „Alleine in den vergangenen 24 bis 30 Jahren hat sich viel getan.“ Beispiele gibt es genug: Man denke nur an den Umbau des Bahnhofsviertels oder den Ausbau der Uni in Dornach. „Dann sind die Betrachter aber überrascht, dass ein Gebäude gleichgeblieben ist.“
Manchmal würden Häuser sogar besser aussehen als noch vor 30 Jahren. Der Hauptplatz sei so ein Fall, wo in den 1980ern die Altstadtsanierung zum Vorteil des Stadtbilds eingesetzt hat.
Ungewohnt für Jüngere sind auch Aufnahmen der Innenstadt aus den 1970ern, wo sich noch geparkte Autos um die Pestsäule scharrten. „Der Hauptplatz war damals der größte Parkplatz der Stadt“, erklärt Schuster. Total verändert hat sich auch die Donaulände wenige Schritte entfernt. Bis in die 1950er- Jahre gab es dort ein richtiges Hafenviertel, mit allem, was damals dazugehörte. Wo heute die großen Kulturbauten wie das Kunstmuseum Lentos oder das Brucknerhaus stehen, löschten früher die Schiffe ihre Ladung. Und in unmittelbarer Umgebung versprühten zwielichtige Wirtshäuser einen Hauch von Verruchtheit.
TIPP: Die Ausstellung „Linz_Einst/Jetzt“ ist bis 11. Jänner 2013 im Foyer des Linzer Wissensturms bei freiem Eintritt zu sehen. Gruppenführungen gibt es gegen Voranmeldung unter Telefon 0732/7070-2971. Öffnungszeiten: Mo. bis Fr., 8–18 Uhr.
Eigentlich war nur ein Bildband zum Thema „Linz_Einst/Jetzt“ geplant. Doch als das erste Buch 2010 erschien, waren die Macher vom Erfolg überwältigt. Die Bücher über die markanten Änderungen im Stadtbild und auch im Alltagsleben wurden dem Stadtarchiv sprichwörtlich aus den Händen gerissen.
Und so entschied man sich dann doch für eine mehrteilige Serie, deren dritte Ausgabe nun erschienen ist. „Beim ersten Band haben wir schon zwei Mal nachdrucken müssen. Der wurde auch noch mit dem Erscheinen des zweiten Bandes stark nachgefragt“, sagt Walter Schuster, Direktor des Archivs der Stadt Linz. Rund 20.000 historische Aufnahmen mussten die Mitarbeiter der Einrichtung für ihr Projekt durchstöbern. Pro Buch arbeiten vier Experten zur Linzer Stadtgeschichte ein Jahr daran. „Es klingt ja ganz simpel, die paar Fotos auszuwählen. Aber es ist nicht so leicht festzustellen, wie sich ein Gebäude verändert hat.“ Deshalb sichteten die Historiker dicke Bauakten, um die einzelnen Bauschritte an den Häusern festzustellen. „Diese Informationen mussten dann in den Texten zu den Bildern komprimiert werden.“
BUCH: Der dritte Bildband aus der Serie zeigt mehr als 200 Fotos und kostet 33 Euro. Das Werk ist im Buchhandel, im Archiv und im Online-Shop der Stadt Linz erhältlich.