Chronik/Oberösterreich

Bad Ischl wie vor hundert Jahren

Grias di, Kaiser!", wird Franz Soukop von den Bad Ischlern auf der Straße gegrüßt. Sogar ohne kaiserlicher Kostümierung wird der Schauspieler im Alltag sofort an seinem buschigen, weißen Backenbart als Kaiser Franz Josef enttarnt. „Ich bin nur der Franz", entgegnet der 83-Jährige dann. Seit zehn Jahren schlüpft er in die Haut von Österreichs letztem Monarchen. „Mir ist es wichtig, ihn so zu spielen, wie er uns in Erinnerung geblieben ist: Als alter, gemütlicher Herr, der hart gearbeitet hat und es auch nicht leicht hatte im Leben."

Wenn Bad Ischl rund um den Kaisergeburtstag am 18. August dem k. u. k.-Fieber verfällt, hat der „Begrüßungskaiser", wie er sich nennt, Hochsaison. Kein Würdenträger, den Soukop in dieser Woche nicht persönlich in näselndem Schönbrunner Deutsch begrüßt hätte, und keine Dame, deren  Hand ungeküsst geblieben wäre. Für den Pensionisten ist es eine Ehrensache, in seinem stolzen Alter als Galionsfigur der Kaiserstadt herhalten zu müssen. „So lange es mir vergönnt ist, mach` ich euch den Kaiser", verspricht er enthusiastisch, obwohl seine Gattin meine, er spinne langsam ein bisschen.

Uniform

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Im Getümmel der Kaiserwoche macht ein Alt-Gendarm auf seinem Waffenrad Krawall: Werner Schmidhammer radelt klingelnd voraus, wenn das Kaiserpaar durch die Straßen zieht. Uniform und Rad stammen aus dem Jahr 1916 – aber auch von den Socken bis zur Taschenuhr muss alles originalgetreu sein, erklärt der Pensionist, der in Regau eine beachtliche Sammlung an historischen Artefakten pflegt. „Ich bin nicht kaisernarrisch, aber ich hab` eine Riesenfreude mit dem ganzen Trubel."