Chronik/Oberösterreich

Auf der Suche nach dem Bestseller

Die Gründung des Verlags ist eine Geschichte für sich. Auf der Suche nach Geld legte ihm ein Bordellbetreiber 3000 Euro auf den Tisch. "Die Tageslosung", meinte dieser lakonisch. Ein Bekannter hatte Bernhard Salomon den Mann aus dem Rotlichtmilieu empfohlen, weil der den Ruf hatte großzügig zu sein.

Der heute 49-Jährige, der in Traun geboren und aufgewachsen ist, nahm die Scheine und verwendete sie zur Herausgabe eines Buches. Eine gute Investition, wie sich herausstellte. Es war eine Sammlung mit Geschichten von 17 Nachwuchsautoren. "Wir haben 5000 Stück verkauft, obwohl wir keinen Vertrieb hatten." Der Erfolg beflügelte ihn. Buch auf Buch folgte. Salomon gründete edition a, inzwischen der Shooting Star unter Österreichs Buchverlagen.

Nacktbadestrand

2010 war das Erfolgsjahr. Nacktbadestrand von Elfriede Vavrik verkaufte sich 250.000 mal, Investmentpunk ging 50.000 mal über den Ladentisch. Investmentpunk-Autor Gerald Hörhahn ist sein Verlagspartner. 66 Prozent gehören Salomon, der Rest dem Investmentbanker, der in Harvard studiert und an der Wallstreet gearbeitet hat. Hörhahn beschäftigt sich mit dem An- und Verkauf von Unternehmen und mit Firmenfinanzierungen. Daneben kümmert sich der Mann mit dem Irokesen-Schnitt um die kaufmännische Seite des Verlags.

Salomon ist nicht nur Verleger, er schreibt auch selbst. Soeben ist sein sechster Roman erschienen, ein Krimi. Gassenjagd titelt er sich, erschienen im Emons-Verlag. Die ersten zwei Romane waren Jugendbücher, die weiteren vier Krimis. Daneben ist er als Ghostwriter tätig. Salomon ist ein Workaholic, anders wäre die Arbeit nicht bewältigbar." Ich schreibe von sechs bis zehn Uhr früh, dann bin ich bis 18 Uhr im Verlag. Von 20 bis 22 Uhr schreibe ich wieder." Samstag und Sonntag schreibt er jeweils von 7.30 bis 12 Uhr. Es stimme, dass er selbstdiszipliniert sei, das sei sicher eine seiner Stärken. Er lebt wie ein Mönch. Freundin hat er keine, "die hat mich sitzen gelassen". Sie hat seinen Lebensstil nicht ausgehalten, obwohl er in Wien lebt und sie in München war. Immerhin ist es fünf Jahre lang gut gegangen.

Früher Entschluss

Der Wunsch zu schreiben ist früh in ihm gereift. "Mit 13 habe ich beschlossen, dass ich Autor werden möchte. Ich habe meinem Vater gesagt, dass ich seine Holzhandlung nicht übernehmen werde." Schreiben ist für ihn "Meditation, Sex, Unterhaltung und Sport" in einem. "Es gibt mir Geborgenheit und Halt so wie andere Halt im Beruf oder in der Familie finden."
Sein großer Wunsch sei es einen Weltbestseller zu schreiben. "Kein Autor kann mir erzählen, dass er das nicht will." Das sei auch das Ziel seines Verlags. Obwohl er mit 17 Jahren seine ersten Gedichte veröffentlicht hat, hat er heute das Gefühl, immer noch am Anfang zu sein.

Hartes Brot

Schreiben ist ein hartes Brot. Auch finanziell. Das übliche Autorenhonorar beträgt zehn Prozent vom Nettoverkaufspreis. Während er im vergangenen Jahr sehr gut verdient hat, waren es 2009 nur 12.000 Euro. Der Verlag war erst im Aufbau. "Ich musste mein Auto verkaufen, um vom Erlös mein Leben bestreiten zu können." Er ist es gewohnt, mit wenig auszukommen.

Im Alter von 20 Jahren schrieb er Liebesgeschichten und Kurzkrimis, die er an Frauenzeitschriften, Wochen- und Kirchenzeitungen verkaufte. Er hielt sich damals an die Ratschläge des Buches Die 5000-Mark-Story, das erklärte wie man mit kleinen Geschichten das große Geld macht. "Ich habe hunderte Geschichten verkauft, die Honorare waren gering, reich geworden bin ich nicht." Das Ministerium für Unterricht und Kunst wurde auf seine lange Publikationsliste aufmerksam und gewährte ihm ein Literaturstipendium. Um sich über Wasser zu halten, verkaufte er unter anderem fingierte Leserbriefe an das Penthouse-Magazin.

Es verschlug ihn nach Italien, wo er als Barkeeper arbeitete. Mit 25 Jahren holte er am Gymnasium für Berufstätige in der Linzer Spittelwiese die Matura nach. Seine Schwester, eine bekannte Journalistin, meinte, bevor er am Hungertuch nage, sollte er doch sein Brot in Zeitungen verdienen. Schließlich wurde er 1994 Pressesprecher des Liberalen Forums, das aber 1999 wieder aus dem Parlament flog. Salomon wechselte zum Format (2000-2008) und landete bei Österreich.
Nach einem Jahr beim Fellner-Blatt wollte er eine Schreibschule gründen und traf auf den großherzigen Bordellbetreiber.