„Abklärung bitte nicht aufschieben“
Verzweiflung, Zorn, Angst, Unverständnis und Scham – pro Jahr erkranken in Österreich rund 5.500 Frauen an Brustkrebs. Diese Zahl ist seit rund 10 Jahren stabil. Das Gefühlschaos nach der Diagnose erlebt jede Frau anders, entscheidend in den darauf folgenden Wochen und Monaten sind kompetente Ansprechpartner, ein konkreter Behandlungsplan und Unterstützung von Familie und Freunden.
Dranbleiben
Im internationalen Brustkrebsmonat Oktober geht es verstärkt darum, zu sensibilisieren und zu informieren. „Rund ein Viertel der Frauen ertasten Tumore selbst. Und dann ist es entscheidend, dranzubleiben“, sagt Peter Schrenk. Der Spezialist leitet das Brustkompetenzzentrum am Linzer Kepleruniklinikum.
„Ab 18 Jahren sollte die Selbstuntersuchung beginnen. Wenn es Auffälligkeiten gibt, muss es solange Untersuchungen geben, bis eine Krebserkrankung ausgeschlossen werden kann“, so Schrenk.
Wie bei allen Krebsarten, gilt auch bei Brustkrebs: Je früher er erkannt wird, desto größer sind die Heilungschancen. Bei einem sogenannten „nicht invasiven Mammakarzinom“, sprich wenn der Krebs noch keine Metastasen gebildet hat, bleibt Patientinnen eine für den Körper oft strapaziöse Chemotherapie erspart. In diesem Stadium ist die Erkrankung außerdem zu 100 Prozent heilbar.
Zwischen dem 60. und 65. Lebensjahr ist die Gefahr statistisch gesehen am größten, an Brustkrebs zu erkranken, aber natürlich gibt es auch jüngere Frauen mit diesem Schicksal. Zwischen 1500 und 1600 Frauen sterben jährlich österreichweit an Brustkrebs. „Die monatliche Selbstabtastung der Brust, Mammographie und Ultraschall zählen zu den wesentlichen Vorsorgemaßnahmen“, sagt Schrenk.
„Im Frühjahr hatten wir Corona-bedingt um 80 Prozent weniger Brustkrebs-Screening-Aktivitäten und in Folge dessen um 40 Prozent weniger Brustkrebs-Operationen in Österreich. Und das ist natürlich schlimm, denn die Krankheit wird ja nicht plötzlich seltener.“ Deswegen sein Appell: „Keine Frau sollte eine Abklärung aufschieben oder Termine verschleppen. Das ist gefährlich und vor allem überhaupt nicht notwendig. Denn in allen medizinischen Instituten und Spitälern muss eine umfassende Betreuung gesichert sein.“
Ausnahmezustand
„Die Diagnose Krebs setzt Betroffene und Angehörige in einen Ausnahmezustand. 2020 wird durch Corona alles noch massiv verstärkt. Um in dieser Situation wieder Klarheit, Orientierung und Handlungsfähigkeit zu bekommen, gibt es unser Beratungsangebot“, erklärt Monika Hartl von der Krebshilfe Oberösterreich. Persönlich, telefonisch oder online – alles sei möglich.
Monatlich selbst abtasten
Krebshilfe OÖ. Hautveränderungen, Knoten, Auffälligkeiten – rund ein Viertel aller betroffenen Frauen tastet den Tumor selbst. Bei dieser Zahl gibt es noch Luft nach oben. Umso wichtiger sind die Tastseminare, die die oö. Krebshilfe anbietet. Der nächste Termin ist für den 27. 11. geplant (aktuelle Änderungen bitte auf der Homepage nachlesen).
Abgesehen davon ist die Krebshilfe OÖ kostenlose und anonyme Anlaufstelle bei allen Fragen rund um eine Krebserkrankung. Das Angebot besteht auch für Angehörige.
Zusätzlich zur psychologischen Beratung in 14 Beratungsstellen haben Expertinnen und Experten Infos zu medizinischen Themen, sozialrechtlichen Problemen oder Ernährung. In Webinaren können auch persönliche Fragen gestellt werden.
Alle Leistungen der Krebshilfe OÖ werden aus Spenden finanziert.
www.krebshilfe-ooe.at