No sports
Von Simone Hoepke
Ich mag die Berge. Vor allem von oben. Deswegen geh ich im Sommer einen Weitwanderweg mit ein paar Tausend Höhenmetern. Oder vielleicht ein bissl weniger. Jedenfalls will ich Entgegenkommenden nicht durch lautes Schnaufen auffallen und mir das Mitschleppen eines Sauerstoffzelts ersparen.
Deswegen hab ich mich in ein Kraft-Ausdauer-Training verirrt. Seitdem weiß ich, was Menschen wie Winston Churchill mit "Sport ist Mord" meinen. Schon in der Aufwärmphase bin ich fast kollabiert. Wäre so eine Cardio-Stunde ein Fehler-Suchbild, hätte mich jeder Volksschüler wegen der fehlenden 2-Liter-Wasserflasche angekreuzt.
Als nächstes hab ich mir einen Speil eingezogen. Das ist im Fitnesscenter eine besondere Leistung. Wie man das schafft kann ich nicht erklären, dafür bin ich jetzt um einige Ratschläge zur Splitter-Entfernung reicher.
Zum Beispiel eine Wasser-Backpulver-Paste auf die Stelle streichen und hoffen, dass sie den Spieß mehr oder weniger von allein heraustreibt.
Oder über die Nacht eine Zwiebelscheibe auf die Stelle schnallen – soll die gleiche Wirkung haben.
Natürlich hab ich die Ratschläge erst bekommen, nachdem ich mit Nadel und Pinzette alles noch schlimmer gemacht hatte.
Einmal hab ich das Training ganz ausgelassen. Wegen Zahnschmerzen. Durch kein Schmerzmittel der Welt zu bändigen. Für einen neuen Zahn oder gleich ein neues Gebiss hätt ich gerne so viel wie für ein Luxusauto gezahlt. Aber mein Zahnarzt wollte nicht einmal ein Röntgenbild machen. Das steigerte meine Hysterie in für ihn bis dato unbekannte Sphären. Da hat er aus dem Nichts heraus gefragt, ob ich trainiere. Auch Gerätetraining? Das Gerät für die Oberarme? Alles klar! Dann hab Sie sich einen Nerv beleidigt, der über den ganzen Schädel bis in den Zahn strahlt. Das vergeht, in ein zwei Tagen.
So war es auch. Seitdem verhärtet sich mein Verdacht, dass Churchill mit "No sports" recht hatte. Er ist übrigens 91 Jahre alt geworden.