Chronik/Niederösterreich

„Ziehe dir die Haut ab wie einem Tier“: Morddrohungen gegen Kanzler

Der 43-Jährige, der am Dienstag vor einem Schöffensenat am Landesgericht Wiener Neustadt Platz nimmt, ist kein unbeschriebenes Blatt. Vor eineinhalb Jahren war er bereits wegen wüster Morddrohungen gegen Bundeskanzler Karl Nehammer verurteilt worden. Damals hatten ihn die Corona-Pandemie und die Impfpflicht in Österreich derartig in Rage versetzt.

Mittlerweile geht es um mehr – meint zumindest der Badener. Um eine weltweite Verschwörung nämlich. Die E-Mails, die vom Account des Mannes an mehrere Mitglieder der Bundesregierung versandt wurden, sind gespickt mit ordinärsten Beschimpfungen und eindeutigen Morddrohungen. „Ich ziehe dir die Haut ab wie einem Tier“, oder: „Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, damit du bald tot bist“, zählen zu den harmloseren Sätzen, die von der vorsitzenden Richterin daraus zitiert werden.

Angst vor Satellitenstrahlung

Geschrieben haben will sie der Badener freilich nicht. „Das ist nicht meine Ausdrucksweise, nur ein schwacher Abklatsch. Ich würde Drohungen mit mehr Poesie formulieren. Das hat der Hacker geschrieben, der mich studiert hat“, lautet seine eher überraschende Rechtfertigung. Eben dieser mysteriöse Hacker, der per Satellit operiere, sei auch Grund für seine Wut, betont er.

„Warum wollen Sie, dass die Politiker sterben?“, fragt die Richterin. „Das will ich nicht. Der Angreifer ist nicht in Österreich, sondern in den USA“, sagt der Badener: „Das Problem ist, dass wir einen Idioten haben mit dem Satelliten, der alle beschämt, die Justiz und das Parlament. Warum lassen sich das alle gefallen?“

„Völlig uneinsichtig“

Paranoide Schizophrenie lautet der Fachausdruck für den Geisteszustand des Mannes, erklärt ein Sachverständiger. „Er geht davon aus, dass ihn eine unbekannte Person über einen Satelliten mit Strahlung traktiert, die sowohl körperliche Symptome wie Beulen auslöst als auch sein Denken beeinflusst.“ Nur im Keller sei er vor diesen Strahlen geschützt, habe er erzählt.

Hinzu komme die Vorstellung, dass durch die Strahlung ein Damm in Österreich zerstört werden solle, worüber Kanzler Nehammer Bescheid wisse. Weil er nichts gegen diese Bedrohung unternommen habe, sei er zum Feindbild des 43-Jährigen geworden. „Das Problem ist: Der Mann ist völlig uneinsichtig und will seine Behauptungen logisch belegen“, sagt der Sachverständige. Mit weiteren gefährlichen Situationen sei zu rechnen.

Wegen Unzurechnungsfähigkeit wird der Badener deshalb in eine forensisch-therapeutische Anstalt eingewiesen - nicht rechtskräftig.