Chronik/Niederösterreich

Zehn Hektar Bahngrund für neues Stadtviertel

Technisierung und moderne Logistik der Neuen Bahn bringen den ÖBB und der Stadt Amstetten ein international aufsehenerregendes Geschenk. 100.000 Quadratmeter bebaubare Bahnfläche sind in fußläufiger Nähe zur Stadtzentrum plötzlich frei geworden. Für Architekten, Immobilienmanager der ÖBB und Stadtpolitiker sind diese freien zehn Hektar eine "Jahrhundertchance" und ein "Meilenstein" in der Stadtgeschichte Amstettens.

Das nun präsentierte Leitbild für eine kontrollierte Verwertung der Flächen durch das junge Architektenteam "Blau" löste Lobeshymnen und klare Absichtserklärungen aus. Das Duo, es besteht aus dem Spanier Ramon Bernabe Simo und dem Slowaken Tomas Labanc, hatte mit dem Projekt "Open" beim großen internationalen European-Wettbewerb 17 andere Architekturbüros ausgestochen.

Neuer Stadtteil

"In der Osteinfahrt der Stadt wird sich das Stadtbild völlig verändern, da entsteht ein völlig neuer Stadtteil", schwärmte Bürgermeisterin Ursula Puchebner. Gemeinsam mit dem ÖBB-Immo-Vermittler Günter Sterlike versicherte die Stadtchefin, dass hier keine konventionellen Shopping-Großmarktmeilen entstehen werden. In einem vage geplanten Zeitraum bis 2030 wolle man die Freiflächen beiderseits der Westbahn ausschließlich mit hochwertiger Baukultur und lebenswerter Freiraumgestaltung verbauen, kündigte Sterlike an.

Eine von den ÖBB beauftragte Standortanalyse bescheinigte den freien Zonen, auf denen sich früher Remisen, Waggon-Garagen, Werkstätten und Verschubgeleise befanden, höchste Bonität. Also wurden den Architekten auch hochwertige Nutzungsvorgaben für ihre Gebäudekomplexe gemacht. Auf die drei Nutzungsformen Wohnen, Gesundheit-Medical Health, sowie Wirtschaft und Forschung habe man sich fixiert, sagte Puchebner.

Geplant sind keine Wolkenkratzer, aber Objekte um die zehn Geschoße werden vorkommen, kündigte Stadtbauamtsleiter Manfred Heigl an. Schon nächste Woche sollen die Pläne der regionalen Wirtschaft präsentiert werden. Für die Zukunftsakademie Mostviertel, die derzeit für die Unternehmen Fortbildung auf universitären Niveau in der Region organisiert, könnte sich hier ein gute Entwicklungschance bieten.

Nicht zu kurz kommen darf im neuen Stadtviertel die Lebensqualität. Grünflächen, luftige Freiflächen und keine beklemmenden Betonmonster sollen gebaut werden. Stadt und ÖBB gehen nun auf Investorensuche. Als einen möglichen Zeitraum für einen ersten Baustart nannte Sterlike das Jahr 2017. Vorerst gebe es keinerlei Anzeichen, dass die ÖBB-Holding ihren Grundschatz in Amstetten schnell versilbern könnte um eventuell andere Finanzierungslöcher im Bahn-Konzern zu stopfen, versicherte der Manager auf Anfrage des KURIER.

Parkhaus saniert

Unmittelbar neben dem Bahnhof liegend, gehört das Parkhaus in der Amstettener Eggersdorferstraße seit 1991 zu den wichtigsten Anlaufstellen für Pendler. Nach 23 Betriebsjahren wurde das Haus nun von der Gemeinde, den ÖBB und dem Land NÖ mit einem Kostenaufwand von mehr als einer Million Euro saniert. Landeshauptmannstellvertreter Wolfgang Sobotka, ÖBB-Vorstand Andreas Matthä und Bürgermeisterin Ursula Puchebner, sowie ihr Vize Dieter Funke nahmen die sanierte Garage gestern offiziell in Betrieb.
Im Parkhaus befinden sich derzeit 333 kostenlos nutzbare Stellflächen. Zwar immer zum Bersten voll, will man derzeit seitens der Stadt keine rigorosen Maßnahmen gegen Dauerparker starten. Allerdings kontrolliert die Stadtpolizei schon regelmäßig, ob Flächen missbräuchlich genutzt werden. Stellflächen spezuiellfür Bahnfahrer zu reservieren sei jedenfalls vorerst nicht geplant, sagte Bürgermeisterin Puchebner.