Chronik/Niederösterreich

"Käsemacher" in finanzieller Not

Ein Waldviertler Flaggschiff, das bisher mit einer Palette innovativer Käseprodukte und einer eigenen Erlebniswelt glänzte, ist in finanzielle Schieflage geraten. Brigitte Dostal vom Kreditschutzverband (KSV) 1870 rechnet damit, dass die Firma „Käsemacher“ mit Hauptsitz in Vitis bei Waidhofen an der Thaya am Montag zwei Insolvenzanträge beim Landesgericht Krems stellen wird. Sowohl die Produktions- als auch die Vertriebsgesellschaft mbH soll mithilfe eines Masseverwalters finanziell saniert werden, um den Fortbestand des Gesamtbetriebs zu sichern. Die Schuldenhöhe wird mit mindestens fünf Millionen Euro beziffert. Betroffen sind davon 400 Gläubiger und 200 Mitarbeiter.

„Wir sind natürlich daran interessiert, dass die Firmen weiter existieren“, sagt KSV-Expertin Dostal, die damit ein frisches Gerücht bestätigt. Das vorrangige Ziel lautet, die Gläubiger von einer 20-prozentigen Rückzahlungsquote zu überzeugen. Ob Mitarbeiter gekündigt werden müssen, ist unklar. Firmenchef Hermann Ploner war am Freitag nicht erreichbar. Überrascht zeigte sich jedenfalls Edith Zach, Bezirksstellenleiterin des AMS Waidhofen an der Thaya. Sie erfuhr erst vom KURIER, dass eine prominente Insolvenz bevorsteht, was aber auch als positives Signal bewertet werden könnte. Immerhin muss im Fall von Kündigungen das Arbeitsmarktservice vorinformiert sein.

Schon seit längerer Zeit befanden sich die Käsemacher auf einer Berg- und Talfahrt. Hygienische Probleme in der alten Molkerei in Waidhofen zwangen die Firma, mit hohen Investitionen einen neuen Produktionsbetrieb in Vitis aufzubauen. Millionen kostete auch die im Vorjahr eröffnete „Käsemacherwelt“, die in der Pleite gegangenen "Anderswelt" entstanden ist.