Chronik/Niederösterreich

Übermalspektakel: "Zwergengemeinderat" musste umgefärbt werden

Van Gogh übermalte seine Bilder, weil er kein Geld für neue Leinwände hat. Michelangelo musste sein „Jüngstes Gericht“ in der Sixtinischen Kapelle wegen zu vieler Nackedeis übertünchen. Der Künstler Herbert Petermandl übermalt seit 20 Jahren eines seiner Gemälde, um darauf die politische Geschichte seiner Heimatstadt Waidhofen/Ybbs zu dokumentieren.

Am heutigen Wochenmarkttag rückte der Maler wieder mit seinem „Zwergenbild“ und der Staffelei vor dem Rathaus an. Dort verewigte er dann in einem  öffentlichen Kunstspektakel die Ergebnisse der dramatischen Gemeinderatswahl vom vergangenem Sonntag auf dem Bild.

Tradition

Petermandls satirische Aktion hat Tradition. Seit nunmehr 20 Jahren hält er am „Zwergenbild“ den Wahlausgang fest, indem er die Schar der kleinwüchsigen Wichte in jene politischen Farben taucht,  wie sie dem Mandatsanteil der Parteien entsprechen. Schicht für Schicht sind damit am immer dicker werdenden Ölgemälde die Gemeinderatswahlen seit 2007 dokumentiert. Sollten Kunsthistoriker in fernen Zeiten die getrockneten Ölfarben neugierig abkratzen, können sie die politischen Perioden genau nachverfolgen, nennt Petermandl den Hintergrund seines humorigen Kunstprojekts. Der begnadete Maler ist bekannt für seine pointierte und oft auch recht herbe bildliche Kritik am politischen Geschehen.

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Im Zwergengemeinderat ist natürlich eine klare Hierarchie zu erkennen. Der Chef in der Mitte trägt die goldene Bürgermeisterkette der Stadt, ein anderer daneben einen langen Lederschurz, wie in die früheren Schmiedemeister verwendeten. „Das sind die Macher“, sagt Petermandl. Nachdem er vor fünf Jahren nach dem Erdrutschsieg der ÖVP gleich 26 Zwerge in sattes Schwarz kleidete, musste er nun wieder mehr Farben auf seiner Palette anmischen. Bekanntlich sind von den 40 Zwergen nur mehr 18 aus dem ÖVP-Lager übrig geblieben.

Neue Partei

Die 2017 quasi als Hinterbänkler in die letzte Reihe gesetzten sechs roten Zwerge stockten das Team durch Wahlgewinne auf neun auf. Petermandl wies ihnen deshalb nun auch Plätze in der zweiten und auch in der ersten Reihe zu. Direkt neben dem uniformierten FUFU-Zwerg und nahe dem Oberzwerg mit der Bürgermeisterkette. Die Rot-Mützen gelten ja als Favoriten, um mit der ÖVP eine Partnerschaft für die Mehrheit im Gemeinderat zu bilden. Und natürlich suchte der pinselfertige Satiriker auch einen Platz für die neu ins Stadtparlement einrückenden MFG-Zwerge. Sieben von ihnen platzierte er margentafarbene in der letzten Reihe. Warum Magenta? "Die Farbe habe ich auf einer ihrer Wahlbroschüren gesehen und dachte sie ist ihnen wichtig, erklärte er.

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Grüne und Blaue, die jeweils nur ein Gemeinderatsmandat haben, stellte Petermandel als zwei Kugeln dar und stülpte einen gläsernen Kubus über sie. "Damit die Grünen bewahrt und die Blauen verwahrt werden, erklärte er augenzwinkernd. In Petermandls Zwergenbild hat ein neuer Fünfjahreszyklus gestartet.

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