Chronik/Niederösterreich

"Stromschlag" für ÖBB-Mieter

Für eine 36 kleine Trafik am Bahnhof Baden eine Stromrechnung von 25.000 Euro? Was wie ein schlechter Scherz anmutet, wurde für die Trafikantin zum bitteren Ernst. Weil die ÖBB acht Jahre lang vergessen haben, den Mietern am Bahnhof Baden die Stromkosten zu verrechnen, setzte es für die Geschäftstreibenden eine böse Überraschung. Die Bundesbahnen wollten die Energiekosten rückwirkend für acht Jahre eintreiben. Für die Mieter wurde die Angelegenheit zur Überlebensfrage.

Nina Trimmel ist eine der Leidtragenden. Die 30-jährige Trafikantin erinnert sich an das Jahr der Eröffnung zurück, in dem sie mehrmals bei den ÖBB urgierte, noch keinen Stromvertrag bekommen zu haben. Als Trimmel eigenständig bei einem Stromanbieter einen abschließen wollte, durfte sie das nicht. Die ÖBB vertrösteten die Mieterin weiter.

Acht Jahre lang hatten Trimmel oder die daneben liegende Filiale der Bäckereikette „Felber“ nichts von den Bundesbahnen zu dem Thema gehört. Bis zum 10. Oktober. „Ein ÖBB-Mitarbeiter ist in die Trafik gekommen und hat vor den Kunden meine Mitarbeiterin angeflegelt, dass acht Jahre lang nichts gezahlt wurde“, sagt Trimmel. Als ihr die Forderung von etwa 25.000 Euro zu Ohren kam, sei sie aus allen Wolken gefallen. Bei der Bäckerei war der Betrag noch höher.

Trimmel nahm sich einen Anwalt. Der Jurist stellte fest, dass es keinerlei Aufzeichnungen über den Stand des Stromzählers der letzten Jahre gab und eine Nachzahlung ohnedies nur auf Schätzungen basieren würde. Dies sei rechtlich nicht haltbar. Außerdem könne maximal auf drei Jahre rückwirkend verrechnet werden.

Drohung

Die ÖBB stimmten nun dieser Variante zu, lehnte jedoch die erbetene Ratenzahlung ab. Stattdessen wurde am Dienstag per eMail gedroht, der Trafik den Strom abzudrehen. ÖBB-Sprecher Christopher Seif dazu: „Die Vorgehensweise entspricht jener, die auch bei anderen Energieversorgern Usus ist.“ Trotz der unmissverständlichen eMail meint Seif, dass in dieser Angelegenheit „keinerlei Druck ausgeübt wurde“. Trimmel sieht das etwas anders und hofft so kurz vor Weihnachten doch noch auf ein Happy-End.