Chronik/Niederösterreich

Streitfall: Wenn es beim Nachbarn brennt

Es war ein Samstagabend, als die Hunde plötzlich Alarm schlugen. Johannes Kikuta und seine Lebensgefährtin Beatrix Knappitsch schauten sich verwundert an. Dann liefen sie nach draußen, denn von dort kamen sonderbare Geräusche.

Er ist noch immer ungläubig, was damals passiert ist. Die Flammen schlugen von einem Brand beim Nachbarhaus auf sein Grundstück über. Bis heute wartet er auf Gelder für den entstandenen Schaden.

Der 17.3.2012 verfolgt Kikuta und Knappitsch bis in die Gegenwart. 74 Feuerwehrleute kamen, um die Flammen in Königstetten (Bezirk Tulln) zu löschen. Ein Schaden von knapp 300.000 Euro wurde beim Nachbarhaus festgestellt. 25.000 Euro betrug jener bei Kikuta. „Mein Nachbar hat das Geld von seiner Versicherung bekommen. Wir haben nur einen Bruchteil erstattet gekriegt“, sagt der 58-Jährige.

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Weitere Klage

5000 Euro sollen Kikuta und Knappitsch von der Raiffeisen Versicherung ausgezahlt bekommen haben, sagt Sprecher Wilfried Stöckl. Danach nahm sich das Paar einen Anwalt.

Er riet ihnen, ihre Versicherung zu klagen. Weitere 1000 Euro wurden ihnen dadurch laut Stöckl zugesprochen. „Aber wir hätten unseren Nachbarn und deren Versicherung verklagen müssen“, sagt Kikuta.

Er gab nicht auf und nahm sich einen anderen Anwalt. Dieses Mal gingen sie gegen den Nachbarn vor. Im Mai 2017 gab es dann das Urteil: Der Nachbar hat fahrlässig bis vorsätzlich gehandelt. „Sein Haus war schon so desolat, dass es gefährlich war. Er wurde vier Mal vor dem Brand von der Gemeinde aufgefordert, es zu renovieren“, sagt Kikuta. „Es war beim ersten Gutachten völlig unverständlich, warum der Brandsachverständige gesagt hat, dass unser Nachbar keine Schuld trägt. Nur deswegen hatte er zuerst das Geld von der Versicherung bekommen“, erklärt er weiter. Seine Versicherung zahlt nämlich nur bei leichter Fahrlässigkeit.

Nach dem Urteil forderte sie das ausbezahlte Geld zurück, welches der Nachbar jedoch bereits ausgegeben hat. Kikuta und Knappitsch sind bei den Geldansprüchen erst an zweiter Stelle gereiht. Sie blicken also wieder durch die Finger.

In ihr Haus sind sie knapp vor dem Brand gezogen. Die meisten Renovierungsarbeiten konnten nie abgeschlossen werden, weil das Geld fehlt.