Chronik/Niederösterreich

Streit um Vermögen des Onkels

Vermachte der betuchte Großonkel sein Vermögen (300.000 Euro) der geliebten Großnichte oder der Chefin eines China-Restaurants, die er erst kurz vor seinem Tode kennengelernt hatte? Diese Frage versucht ein Schöffensenat am Wr. Neustädter Landesgericht zu klären. Dort ist seit gestern eine pensionierte Schuldirektorin aus dem Bezirk Mödling angeklagt. Die 61-Jährige soll ein gefälschtes Testament des Großonkels Erhard K. im Verlassenschaftsverfahren vorgelegt haben. Darin ist sie Alleinerbin. Laut dem grafologischen Gutachter stammt die Handschrift auf dem Testament jedoch nicht vom verstorbenen Onkel.

Die Angeklagte, die jede Schuld von sich weist, erzählte beim Prozess vom liebevollen Verhältnis zum Großonkel. „Er war bei jeder Familienfeier mit dabei“, so die Beschuldigte. 2007 hinterlegte Erhard K. beim Notar ein Testament, in dem die Angeklagte als Alleinerbin eingesetzt wurde. Drei Jahre später lernte er im China-Restaurant die 45-jährige Betreiberin Suhua Ch. sowie deren Mann und die drei Kinder kennen. „Er hat nichts davon erzählt, aber bei seiner Geburtstagsfeier haben wir gemerkt, wie sie ihn umgarnt hat“, so die Großnichte.

Krebs

Als der über 80-Jährige danach schwer an Krebs erkrankte, ließ er sich von der Chinesin pflegen. „Er sah in dieser Frau seine Tochter und wollte sie auch adoptieren,“ sagte der Anwalt des Verstorbenen. Der Pensionist änderte hinter dem Rücken seiner Familie sein Testament und setzte die Chinesin als Alleinerbin ein. Als er kurz darauf starb, kam es zum Eklat. Die Großnichte will in einem Kuvert ein handgeschriebenes Testament, das drei Wochen vor seinem Tod datiert ist, gefunden haben. Darauf war sie wieder die Erbin. Die Echtheit wird jedoch angezweifelt. Bis zur Klärung der Angelegenheit ist das Vermögen des Mannes eingefroren. In sein Haus sind die Chinesin und ihre Kinder aber bereits eingezogen. Der Prozess geht im August weiter.