Streit um einen Kindergartenplatz
Von Jürgen Zahrl
Elisabeth Steiner aus Lengenfeld bei Krems ist besorgt. „Seit ich weiß, dass mein Sohn als einziges der neu aufgenommenen Kindergartenkinder ab September in eine Integrationsgruppe mit älteren Kindern gehen soll, habe ich schlaflose Nächte“, sagt die fünffache Mutter. Ihr dreijähriger Sohn Lars kam mit Down-Syndrom zur Welt und ist in seiner Entwicklung weit hinter den anderen Kindern. „Wenn ihm sein Rückstand ständig vor Augen gehalten wird, nimmt sein Frust zu und er zieht sich zurück“, befürchtet Steiner. Sie kämpft dafür, dass die Gruppeneinteilung im Kindergarten nochmals geändert wird.
„Eigentlich haben wir uns schon sehr darüber gefreut, dass Lars endlich in den Kindergarten gehen kann. Aber seit dem Beobachtungstag sind unsere Sorgen größer“, erklärt Steiner. Es habe sich gezeigt, dass sich ihr dreijähriger Sohn in der Gruppe mit älteren Kindern schwer tut. Das jüngste Kind in der Gruppe werde viereinhalb Jahre alt. „Ich glaube, dass ihm der Besuch eher schadet als hilft“, betont die Mutter, die gelernte Kindergartenpädagogin ist.
„Für Lars wäre wichtig, dass er seine gleichaltrigen Freunde in der Gruppe hätte, um nicht seine sozialen Kontakte zu verlieren. Das geht aber nur, wenn es eine weitere Stützkraft gibt“, sagt Steiner. Auch die Logopädin und der Hausarzt empfehlen – im Sinne seiner weiteren Entwicklung – den Kindergarten-Besuch in einer Gruppe mit Gleichaltrigen.
Integrationsgespräche
Otmar Gschwantner, Bürgermeister von Lengenfeld, versteht die Aufregung nicht. „Es wäre unfair, zu sagen, wir machen nichts für das Kind. Wir haben eine Integrationsgruppe und zahlen auch eine Stützkraft, um das Kind best möglich zu versorgen“, sagt Gschwantner, der extra betont, bei Integrationsgesprächen dabei gewesen zu sein. „Ich hoffe, dass Lars den Kindergarten besucht. Er findet sicher neue Freunde. Die Pädagogen haben entschieden, was für seine Entwicklung wichtig ist. Und das respektiere ich auch“, erklärt er.
Ähnlich sieht das Christian Steger, der stellvertretende Bezirkshauptmann in Krems: Er kann zwar die Einwände der Mutter verstehen. Aber „die Kindergartenpädagogen haben entschieden, dass der Bub am besten in der Integrationsgruppe mit älteren Kindern aufgehoben ist.“