Chronik/Niederösterreich

Schulwechsel als erste Prüfung

Jeder Schulanfang ist mühsam. In der Region um die nun aufgelöste Privatschule „Lernwelt Wolfpassing“ im Bezirk Scheibbs stehen 100 Kinder und deren Eltern, aber auch die Schulbehörden und die Belegschaften der Regelschulen selbst in den nächsten Wochen vor besonderen Herausforderungen. Kinder, die ein reformiertes und völlig anderes Lehrsystem gewohnt sind, müssen sich nun dramatisch umstellen.

„Eine sehr bedauerliche Situation. Die Kinder stehen vor einer großen Herausforderung“, sagt Heinrich Prankl, Vater eines Integrationskindes, das sich in der „Lernwelt Wolfpassing“ bestens aufgehoben fühlte. Welcher Schule sie ihr Kind nun anvertrauen wollen, hat das Ehepaar Prankl wenige Tage vor Schulstart noch nicht entschieden. Noch bis vorige Woche haben die Lernwelt-betreiber und die Eltern gehofft, dass die Privateinrichtung in einem neuen Containerdorf fortgeführt werden könne. Wie berichtet, scheiterte das Vorhaben an der Baugenehmigung.

Nicht so sehr inhaltliche Unterschiede, sondern die künftig fehlenden motorische Freiheiten, werden den Kindern in den „normalen“ Schulen zusetzen, meint Prankl. „In Wolfpassing war es erlaubt jederzeit aufzustehen und herumzugehen. Das wird ihnen jetzt sehr fehlen. Aber es hat in der Schule auch klare und strenge Regeln gegeben“, sagt Prankl.

Unterstützung

Landesschulratspräsident Hermann Helm und Bezirksschulinspektor Leo Schauppenlehner versuchen den Betroffenen die Scheu vor dem Regelschulsystem zu nehmen. „Für jedes betroffene Kind steht im entsprechenden Sprengel ein Schulplatz bereit“, versichert Helm. In den betreffenden Häusern sei für die nötige Lehrerzahl und für Neigungsgruppen und Übungseinheiten gesorgt. Eltern, die ihre Kinder trotzdem zum Hausunterricht abmelden wollen, würden nicht behindert, versichert Helm.

Schauppenlehner warnt aber: „Jedes Kind muss zum Schulschluss eine Externistenprüfung ablegen. Besteht es die nicht, schreibt das Gesetz vor, das es erst recht in eine Regelschule gehen muss.“ Direktoren und Lehrer habe er zu Toleranz und Nachsicht aufgefordert. „Die Schüler sollen Zeit bekommen in der neuen Umgebung anzukommen“, sagt der Bezirksschulchef. Positive Unterstützung, statt Verunsicherung durch die Eltern sei dabei die beste Starthilfe.