Schmuckhändlerin zum zweiten Mal in ihrem Haus überfallen
Gefesselt und geknebelt musste eine 62-jährige Antiquitäten- und Schmuckhändlerin aus Gänserndorf bereits 2018 ein Martyrium erleben. Der 50-jährige Michael D. hatte die wohlhabende Frau in ihrem Haus überfallen und dabei Schmuck, Gold und andere Wertgegestände in Millionenhöhe erbeutet. Er wurde im vergangenen März dafür am Landesgericht Korneuburg zu elf Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Die Beute soll mehr als zwei Millionen Euro betragen haben, wegen fehlender Belege wurden von Gericht aber nur 700.000 Euro als Schaden anerkannt.
Nur vier Monate nach dem Urteil wiederholten sich die furchtbaren Ereignisse im vergangenen Sommer für das 62-jährige Opfer. Am Abend des 18. Juli wurde die Schmuckhändlerin erneut in ihrem Wohnhaus überfallen. "Das Opfer saß gerade auf der Toilette, als sie der Täter nach draußen zerrte und sie an einen Heizkörper fesselte", schildert Chefinspektor Josef Deutsch von der Raubgruppe des nö. Landeskriminalamtes.
Anschließend durchstöberte der Täter das Anwesen und packte alles, was er für wertvoll hielt, in Taschen. "Das Martyrium für das Opfer dauerte zwei Stunden. Die Frau wurde gezwungen, den Tatort zu reinigen. Sie musste sogar staubsaugen und aufwaschen", schildert der Leiter des nö. Landeskriminalamtes, Omar Haijawi-Pirchner.
Danach flüchtete der Täter zu Fuß. Zur Freude der Ermittler wurde der Verdächtige von einer Überwachungskamera gefilmt. Dabei entdeckten die Ermittler ein auffälliges Merkmal. Der Mann hatte ein riesiges Tattoo im Nackenbereich, das zwei Flügel zeigt. Zum Zeitpunkt der Tat trug er außerdem einen Verband am linken Unterarm.
Überfall während Haftausgang begangen
Diese Hinweise führten Deutsch und sein Team schließlich auf die Spur des Verdächtigen. Der 32-jährige Österreicher hatte den Überfall während eines Haftausganges aus dem Gefängnis Krems-Stein begangen. Nachdem er von seinem Ausgang nicht mehr ins Gefängnis zurück gekehrt war, schnappten ihn die Ermittler schließlich bei einem Zugriff in Wien.
Laut den Kriminalisten kannten sich die beiden Täter aus ihrer gemeinsamen Zeit im Kremser Gefängnis. Wie man bei der Gerichtsverhandlung von Michael D. erfuhr, soll der 50-Jährige mit seiner Tat und der Millionenbeute hinter Gittern geprahlt haben. Daher dürfte sein 32-jähriger Mitinsasse überhaupt erst auf die betuchte Antiquitätenhändlerin gekommen sein.
Der Mann legte ein umfangreiches Geständnis ab. Von den erbeuteten Uhren und dem Goldschmuck fehlt jedoch jede Spur. Er dürfte die Beute rasch zu Geld gemacht haben. Auch Niederösterreichs Landespolizeidirektor Franz Popp findet lobende Worte für die rasche Klärung der Gewalttat.