Ärger um Schlepper-Parkplatz in NÖ: Kripo und Rinderzüchter griffen durch
Richter sind oftmals mit unglaublichen Zufällen konfrontiert. Einer dieser Zufälle datiert vom 18. Juni 2023 in Bergland im Bezirk Melk. Gegen 13 Uhr fuhr ein Sattelzug auf den Parkplatz des Rinderzuchtverbandes ein, rund 20 Minuten später verließ das tonnenschwere Fahrzeug das Areal wieder.
Dazwischen, gegen 13.19 Uhr, zeichnete eine Kamera Personen auf, die über die Felder liefen. Es handelte sich um mehrere Flüchtlinge, die später von der Polizei aufgegriffen werden konnten.
Der Mann, der den Lkw gelenkt haben soll, musste am Mittwoch auf der Anklagebank im Landesgericht St. Pölten Platz nehmen. Die Staatsanwaltschaft ist sich sicher, dass er es war, der die Personen auf der Ladefläche transportiert hatte.
"Nein, stimmt nicht", sagt der 49-Jährige zu diesem Vorwurf. Der Türke gibt an, dass er zum Tanken von der Autobahn abgefahren sei. Allerdings befindet sich auf dem Parkplatz gar keine Tankstelle. "Deshalb bin auch gleich wieder weggefahren", sagt er.
Drohungen per Telefon
Nur ein paar Wochen später, Mitte Juli, stoppte der fünffache Familienvater allerdings wieder auf dem Parkplatz beim Rinderzuchtverband. In diesem Fall gibt der Angeklagte zu, dass 15 Flüchtlinge aus dem Lastwagen schlüpften. "Mir wurde gesagt, dass sich Personen in dem Laderaum befinden und ich sie aussteigen lassen soll. Wenn nicht, würde meiner Familie etwas passieren. So wurde es mir gesagt", erzählt der Türke.
Den Anrufer, der die Anweisungen durchgab, bezeichnete der 49-Jährige in den Einvernahmen durch Ermittler des Landeskriminalamtes Niederösterreich als "Kopf einer Schlepperbande". Vor Gericht hört sich das Ganze schon wesentlich anders an. "Ein Missverständnis. Es hat sich um einen Mitarbeiter der Transportfirma gehandelt", erzählt der Lkw-Fahrer.
"Situation hat sich beruhigt"
Eine Kripo-Beamtin erzählt schließlich, dass der besagte Parkplatz in Bergland immer wieder von Schleppern aufgesucht worden sei. Deshalb habe der Rinderzuchtverband auch eine Kamera installiert, nachdem Mitarbeiter auf dem Areal Kleidungsstücke gefunden hatten.
In dem Bereich sei es auch bereits zu mehreren Verhaftungen gekommen, berichtet die Frau.
Auf KURIER-Anfrage bestätigt Karl Zottl, Geschäftsführer des Genetik-Rinderzuchtverbandes, auch die Vorkommnisse auf dem Platz. "Jetzt arbeiten wird aber mit dem Landeskriminalamt zusammen. Seitdem hat sich die Situation auch beruhigt."
Für 21 Monate muss der Türke nun ins Gefängnis. Das Urteil ist bereits rechtskräftig.