Chronik/Niederösterreich

Raub statt misslungenem Einbruch: Zwei Brüder auf Abwegen

Es war das unrühmliche Ende eines nächtlichen Ausflugs im September des Vorjahres, den sich ein Brüderpaar aus dem Burgenland besser erspart hätte: Nur wenige Minuten nach einem Überfall auf eine Tankstelle in Wiener Neustadt wurden sie in ihrem Auto von der Polizei gestoppt. Die Beute lag noch in einem Plastiksack auf dem Rücksitz.

Der Raub sei eigentlich gar nicht geplant gewesen, erzählt der Jüngere (43) auf der Anklagebank im Landesgericht Wiener Neustadt völlig ungerührt. Eigentlich sei er in Wiener Neustadt nämlich auf Einbruchstour gewesen, um die marode Firma des Bruders, der als Fahrer fungierte, „finanziell zu unterstützen“. Doch vor Ort überlegte es sich der 43-Jährige anders: „Ich bin hinter dem Baumarkt, den ich mir ausgesucht hatte, im Dunkeln gesessen und habe eine geraucht. Aber ich wollte dann nicht.“

"Hat mich nicht gefreut"

In ein weiteres Unternehmen sei er sogar bereits durch eine offengelassene Türe eingedrungen gewesen. „Aber es hat mich nicht gefreut, ich bin wieder hinaus gegangen und habe meinen Bruder angerufen, dass er mich abholen soll.“

Am Weg zurück ins Burgenland kamen die beiden dann an einer Tankstelle vorbei, die verlassen aussah. Denn der Nachtdienst-Mitarbeiter war gerade mit dem Einschlichten von Ware in die Regale beschäftigt.

„Nichts bemerkt“

Der 43-Jährige wollte die Gunst der Stunde nutzen und Geld aus der Kassenlade nehmen, als er den Mitarbeiter bemerkte. Er bedrohte den Mann mit einem Messer, ließ sich Bargeld aushändigen und stieg wieder ins Auto. Der dort wartende Bruder will vom Raub nichts bemerkt haben. „Ich dachte, er holt sich nur etwas zu essen“, sagt er. Auch den Sack mit Geld habe er nicht gesehen. Was die beiden nicht wussten: Der Tankstellenmitarbeiter hatte unbemerkt Alarm ausgelöst. Wenige Minuten später sahen sie Blaulicht im Rückspiegel.

Die Männer aus dem Bezirk Oberpullendorf sollen sich auch 21.000 Euro von einer betagten Nachbarin erschlichen haben, für die sie Einkäufe erledigten. „Stimmt nicht, sie wollte uns bezahlen und hat gesagt, wir sollen Geld mit ihrer Bankomatkarte abheben“, rechtfertigte sich der Ältere, der akademische Titel ohne entsprechendes Studium verwendet und während eines Freigangs Computer des Justizministeriums gestohlen haben soll.

Der Prozess wurde auf nächste Woche vertagt.