Chronik/Niederösterreich

NÖ: Filmreifer Überfall auf Geldtransporter

Dienstag, kurz vor drei Uhr Früh: Ein Loomis-Geldtransporter ist auf der A1 in Fahrtrichtung Wien unterwegs. Bei der Autobahnabfahrt zur S33 nach Krems wird der Transporter plötzlich von einer Straßensperre gestoppt. Unbekannte Räuber hatten zuvor in einer unübersichtlichen Kurve einen Kleinlaster quer über die Fahrbahn gestellt. Ein weiterer Pkw schneidet dem Geldtransporter von hinten den Weg ab. Zwei bewaffnete Maskierte versuchen, das Loomis-Fahrzeug anzuhalten. Zumindest einer soll eine „gewehrähnliche Waffe“ gezogen haben, laut Polizei sind auch mehrere Schüsse gefallen.

Bilder: Fluchtfahrzeuge in Brand gesteckt

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Sperre umfahren

Der zweite Täter versuchte, den Geldtransporter mit einem Unterlegekeil aufzuhalten. Doch dem Fahrer des Geldtransporters gelang es, die Straßensperre der Gangster zu umfahren. Er schob zurück, stieg dann auf das Gaspedal und fuhr über die Autobahnabfahrt St. Pölten-Nord zur nächsten Polizeistation, um den Überfall zu melden.

Die Räuber verbrannten daraufhin kurzerhand den Kleinlastwagen auf der S33. Möglicherweise mit einem Skoda und einem VW Passat ergriffen die Täter die Flucht.

Diese beiden Fahrzeuge werden jedenfalls rund 20 Minuten später brennend bei Böheimkirchen entdeckt. Das hat zwei Vorteile: Die Flüchtigen hinterlassen damit keine Spur und errichten eine Barrikade für mögliche Verfolger. Die genaueren Untersuchungen der Tatortgruppe dazu sind im Gange.

Gegen 4.20 Uhr brennt auch in der Mauerbachstraße in Wien-Penzing ein Auto. Dabei handelte es sich laut Polizei um ein Fahrzeug mit Diplomatenkennzeichen einer arabischen Botschaft. Alles deutet daraufhin, dass es sich um ein weiteres Fluchtfahrzeug handelt. Spätestens hier verliert sich derzeit die Spur der dreisten Räuber.

Seit Dienstagfrüh fahndet das Landeskriminalamt Niederösterreich im gesamten Bundesgebiet und im benachbarten Ausland nach den Tätern. Die S33 musste für mehrere Stunden gesperrt werden, um die Spuren an den Wracks zu sichern. Die Polizei geht von „mindestens drei Tätern“ aus, die den spektakulären Coup geplant hatten. „Es handelt sich bei allen Autos um gestohlene Fahrzeuge mit diversen gestohlenen Kennzeichen“, sagt Josef Deutsch, Leiter der Raubgruppe.

Das Bundeskriminalamt spricht von einer „hoch professionell agierenden Tätergruppe, die das schon öfters gemacht hat“. Meist sind die Mitglieder Vorbestrafte aus Osteuropa, der Modus operandi könnte auf eine Gruppe aus Russland oder Tschetschenien deuten.

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Im Folgenden einige spektakuläre Fälle seit 1990:

27. August 2013 - Unbekannte versuchen, bei St. Pölten die A1 zu blockieren und so einen Geldtransporter zum Anhalten zu bringen. Die Sicherheitskräfte können jedoch ausweichen, der geplante Überfall misslingt offenbar. Ein ausgebrannter Kastenwagen und zwei ebenfalls ausgebrannte Pkw werden sichergestellt.

9. März 2012 - Ein bewaffnetes Duo bedroht in Wien-Favoriten zwei Mitarbeiter eines Geldtransports, die gerade einen Bankomaten in einem Bankfoyer befüllen. Bei einem Gerangel fallen Schüsse, welche die Kriminellen treffen. Einer wird in der Nähe das Tatorts gefasst, sein ebenfalls verletzter Komplize stellt sich drei Stunden nach dem Überfall.

4. März 2011 - Drei mit schwarzen Sturmhauben maskierte Räuber überfallen in Wien-Favoriten einen Geldtransporter und entkommen mit zwei Koffer. In diesen befinden sich rund 700.000 Euro, die jedoch durch entsprechende Sicherheitseinrichtungen unbrauchbar sein dürften.

13. Juli 2009 - Beute in sechsstelligem Bereich machen angeblich unbewaffnete Täter bei einem Überfall auf den Fahrer eines abgestellten Transporters in Wien-Rudolfsheim-Fünfhaus. Der Mann wird angeblich verprügelt. Bezüglich der Überfallversion gibt es Ungereimtheiten.

31. Oktober 2007 - Im oberösterreichischen Perg wird am Vormittag ein Geldtransporter überfallen. Der Fahrer wird vor einem Gebäude mit Pfefferspray attackiert und flüchtet in den Bau. Der Täter entführt den Transporter. Vorgeblich, denn tags darauf findet die Polizei heraus, dass der Täter der Chef des Transportunternehmens war und der Lenker sich an dem fingierten Coup beteiligte. Der Haupttäter begeht Selbstmord.

25. Jänner 2006 - Ein Täter scheitert beim Versuch, in Wien-Brigittenau ein Fahrzeug einer Sicherheitsfirma zu kapern und schießt auf den Mitarbeiter eines Baumarkts, der die Verfolgung des Flüchtenden aufnimmt. Das Projektil streift den Mann und verursacht eine leichte Verletzung.

1. Oktober 1996 - In Peilstein (Bezirk Rohrbach) wird ein Geldtransport der Post überfallen. Der Wagen wird von einem Pkw überholt, abgedrängt und zum Anhalten gezwungen. Ein Maskierter zwingt die Postbeamten zum Aussteigen und braust davon. Die Beute beträgt rund zwei Millionen Schilling (145.345,67 Euro). Der Fall wird kurz darauf geklärt.

7. August 1990 - Acht Kilometer südlich von Innsbruck will eine vierköpfige italienische Bande einen Geldtransporter überfallen. Als die Gangster unmittelbar vor dem, geplanten Coup von einem Sonderkommando der Gendarmerie umstellt werden, eröffnen sie das Feuer. Zwei der Täter werden verletzt, die Bande überwältigt.

7. Mai 1990 - Zwei Mitglieder der berüchtigten GTI-Bande - so genannt wegen ihrer Fluchtfahrzeuge - überfallen den Begleiter eines Geldtransporters, der gerade die Tageslosungen bei der Shopping-City-Nord in Wien-Floridsdorf in den Wagen laden will. Die Polizei verfolgt das Duo bis in die Donaustadt und schießt beide Verdächtigen nieder. Wenige Tage später wird auch das dritte Mitglied der GTI-Bande aus dem Verkehr gezogen.

2. Jänner 1990 - Bei einem Überfall auf einen Geldtransport der Post in Wien-Meidling kommt es vor dem Postamt Schallergasse zu einem Schusswechsel. Ein Postbediensteter und ein Täter werden erschossen, ein zweiter gescheiterter Räuber begeht Selbstmord. Ein ebenfalls angeschossener Polizist überlebt schwer verletzt.