Millionenstreit um Semmering-Schutt
Die Deponierung von 2,2 Millionen Tonnen Schutt aus dem Semmering-Basistunnel entwickelt sich zu einem kleinen Wirtschaftskrimi. Während zwei Anbieter um den begehrten Auftrag rittern, geht es für die öffentliche Hand um Millionen.
Nach langen Vorbereitungen hat in Gloggnitz am Fuße des Semmerings der Tunnelvortrieb für die beiden 27-Kilometer-Röhren des Basistunnels begonnen. Meter für Meter fressen sich die Maschinen in den Berg – geschätzte 2,2 Millionen Tonnen Gestein werden sie in den kommenden zehn Jahren zu Tage fördern.
Das Material wird allerdings nicht zum nähest möglichen Standort nach Schönau an der Triesting im Bezirk Baden gebracht, sondern von der Rail Cargo der ÖBB quer durch das östliche Niederösterreich und Wien gefahren. In einer Kiesgrube im mehr als 70 Kilometer weiter entfernten Schönkirchen-Reyersdorf, Bezirk Gänserndorf, ist schließlich Endstation.
Dem KURIER liegen Unterlagen aus dem Ausschreibungsverfahren vor, aus denen hervorgeht, dass durch den weiteren Transport Mehrkosten von rund sieben Millionen Euro entstehen.
Schon diese Woche sollen die ersten Züge mit Schutt Richtung Weinviertel rollen. Die Aufregung um die Pläne, den Aushub nach Schönau an der Triesting zu bringen, scheint völlig umsonst gewesen zu sein. Dort hatte es, nachdem die Pläne für einen Verladebahnhof bekannt geworden waren, sogar eine Volksbefragung gegeben. Das Projekt wurde abgelehnt, im Gemeinderat wegen der geringen Wahlbeteiligung aber dennoch genehmigt.
Die Firma Wopfinger Transportbeton hatte die Pläne vorangetrieben, die nötigen Grundstücke erworben und Vorarbeiten geleistet, um jetzt anscheinend durch die Finger zu schauen. Aufgeben will man aber noch nicht, wie Wolfgang Moser, Geschäftsführer bei Wopfinger betont: "Wir arbeiten weiter an unserem Projekt."
Lukratives Geschäft
Die Deponien in der näheren Umgebung lagen mit den Preisen alle über ihrem Konkurrenten im fernen Gänserndorf. Dass der kürzere Transport nach Schönau jedoch etwa sieben Millionen Euro an Frachtkosten spart, blieb unkommentiert. Gobiet sagt nur soviel dazu: "Wenn der Standort näher ist, wird es billiger". Dem Vernehmen nach ist die Sache auch noch nicht endgültig entschieden. Der Deponiestandort kann jederzeit geändert werden. Andreas Kisling von der Schönkirchner Kies geht jedoch davon aus, "dass wir den Auftrag für die Deponierung des gesamten Aushubs bekommen."
Umweltbedenken
Negative Auswirkungen auf die Umwelt soll es durch den Transport bis Schönkirchen nicht geben. "Das Aushubmaterial wird umweltschonend mit Elektroloks nach Schönkirchen gebracht", erklärt ÖBB-Sprecher Christopher Seif.