Lengenfeld: "Elektrischer" Bürgermeister
Von Gilbert Weisbier
Seit sieben Wochen ist mein Auto nicht mehr aus der Garage gekommen", lacht Otmar Gschwantner. Der Bürgermeister von Lengenfeld, Bezirk Krems, klopft stolz auf den Plastik-Kotflügel seines neuen Gefährts, das er sich zum 60. Geburtstag schenkte: Es ist ein Elektromobil, eine Art Golfwagen, mit dem er seither nahezu lautlos seine Runden durch das Gemeindegebiet zieht.
"Jetzt müssen wir das Fenster im Gemeindeamt offen lassen, damit wir hören, wenn er kommt", scherzt Gemeindesekretär Gerhard Hinterecker.
Sein Fahrzeug kann Gschwantner jetzt nicht nur an seiner privaten Fotovoltaikanlage daheim auftanken, sondern auch an der Elektrotankstelle auf seinem Golfplatz. Dort darf ab sofort jeder sein Elektrofahrzeug gratis aufladen, der Golf spielt, oder das Restaurant besucht.
Die Anlage ist aber nur die jüngste Investition der Weinbaugemeinde in nachhaltige Versorgung: Sie hat sich in den vergangenen Jahren engagiert in Sachen erneuerbare Energie vorangearbeitet. Auslöser war das Interesse von Vizebürgermeister Ernst Thaller, den das Thema fasziniert und der Gschwantner "bekehrt" hat.
Nachhaltig
Inzwischen konnte das Duo viele zum Mitmachen bewegen: Rund 17 Prozent des Gemeindestroms kommen bereits von Fotovoltaikanlagen auf Privatdächern. "Wir zahlen auch was dazu", schmunzelt Gschwantner. 60 Prozent der Wärme für öffentliche Gebäude stammen aus Biomasse. Bei der Eröffnung der Elektrotankstelle beim Golfplatz würdigte Landesrat Stephan Pernkopf das Engagement der Gemeinde. "Genau dieser Einsatz trägt zum Ziel des Landes bei, energieautark alleine aus erneuerbarer Energie zu werden", lobte Pernkopf, der selber im Elektroauto anreiste.
"Wir haben daheim eine Solaranlage für Warmwasser und eine Fotovoltaikanlage. die versorgt das Lokal meines Sohnes mit Strom. Natürlich kostet das etwas. Aber die Leute geben für einen Swimmingpool auch viel Geld aus. Warum soll man sich nicht auch bei der Energie etwas Luxus leisten", argumentiert Thaller.