Chronik/Niederösterreich

Krisengipfel gegen den drohenden Wald-Kollaps

Kaum Regen, lange Dürreperioden und heftige Stürme haben das Klimadrama in den Wäldern Österreichs erneut verschärft: Betrug die Schadholzmenge im Vorjahr bundesweit knapp zehn Millionen Festmeter, dürfte die heurige Gesamtsumme ersten Schätzungen zufolge sogar um eine Million höher liegen. Fast die Hälfte der betroffenen Bäume hat der Borkenkäfer quasi im Alleingang zu Fall gebracht. Beim „Waldgipfel“ von Bund und Land Niederösterreich in Tulln ist jetzt ein millionenschweres Maßnahmenpaket geschnürt worden, um die leidgeprüften Forstbesitzer beim Aufräumen und Wiederaufforsten ihrer Wälder finanziell zu unterstützen.

Vor allem im Osten Österreichs ist die Situation katastrophal und ein Ende nicht absehbar. Landstriche gleichen inzwischen einer „Mondoberfläche“, weil riesige Flächen mit käferbefallenen Fichten und anderen Bäumen kahl geschlägert wurden. Die hohen Mengen an Schadholz haben die Preise in den Keller rasseln lassen, wodurch die Waldbesitzer nur mehr draufzahlen. Mit rund 30 Euro pro Festmeter lassen sich nicht einmal mehr die Kosten für das Abholzen und Wegtransportieren der geschädigten Bäume decken. „Österreichs Wälder müssen jetzt klima- und zukunftsfit werden. Dafür müssen wir alle an einem Strang ziehen“, sagte Agrarministerin Maria Patek.

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Waldpflege

Der Fördertopf des Bundes ist mit 35 Millionen Euro gefüllt, der ab kommenden Oktober ausgeschüttet wird, um die Schadgebiete in weiten Teilen des Landes aufforsten und pflegen zu können. Weil die zuvor schon bereit gestellten Finanzmittel nur selten abgeholt wurden, sind die Förderkriterien sogar gelockert worden. So will der Bund noch zusätzliche Anreize schaffen, damit neue klimafitte Mischwälder entstehen. Das erhöhe wiederum die -Aufnahmefähigkeit der Wälder, sagen Experten.

Darüber hinaus unterstützt man die Errichtung neuer Nasslagerplätze mit Förderungen in der Höhe von maximal 80 Prozent, um ein weiteres Ausbreiten des umtriebigen Borkenkäfers zu verhindern, und so genannte „Biotop-Holzinseln“ aus Totholz, das als neue Lebensräume für Insekten und Pflanzen dienen soll.

„Unsere Forstwirte sind die ersten Opfer des Klimawandels. Wir freuen uns über jede Menge zusätzliche Unterstützung des Bundes“, betonte Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP). Die Wälder seien unsere grünen Lungen und würden für saubere Luft sorgen. „Daher brauchen wir vitale und gesunde Bestände“, sagte Pernkopf.

Im Rahmen der „Bioökonomie-Strategie“ denkt das Agrarministerium einen weiteren Schritt in die Zukunft. Die Grundidee dahinter: Vorhandenes Holz soll bereit gestellt werden, um es anstelle von Erdöl und anderen fossilen Brennstoffen etwa in der Bauwirtschaft zu nutzen. Bis Jahresende wollen Bund und Länder dafür neue Fördermodelle erarbeiten.