Hoheit mit Zirbenzepter und Motorsäge
Von Marlene Penz
Sie ist die vierte Hoheit, die Niederösterreichs Wälder und deren Besitzer nach außen repräsentiert. Natalie Üblacker aus Neuhofen an der Ybbs (Bezirk Amstetten) hat das Zepter und die Krone am 15. Dezember des Vorjahres von Waldkönigin Anna Maria übernommen. „Ich habe die Regentschaft nun für drei Jahre inne“, erzählt die 20-Jährige. Zepter und Krone sind nicht aus Gold, sondern aus dem „warmen Rohstoff“ Zirbenholz und sie tragen Merkmale des Waldes. Am Zepter etwa „sieht man den Wipfel einer Tanne“, erklärt die frischgebackene Königin.
Während diese Repräsentationszeichen weitergegeben werden, hat sie sich die Tracht selbst ausgesucht. Für gewöhnlich trägt sie diese bei offiziellen Anlässen, wie dem Bauernbundball. „Leider fallen wegen Corona heuer ganz viele dieser Anlässe weg. Aber ich werde in den drei Jahren bestimmt noch auf viele gehen können“, ist Natalie Üblacker überzeugt.
Meisterschaften
Momentan hat Üblacker definitiv öfters ihre Motorsäge als das Zepter in der Hand. „Ich habe meine erste nach dem Schulabschluss bekommen“, erzählt sie. Bis 2018 hat sie die Landwirtschaftliche Fachschule Hohenlehen besucht. Dort hat sie auch gelernt, mit der Säge umzugehen – sicher, schnell und genau. Das hat ihr 2018 den Europatitel bei der Forstarbeitermeisterschaft in Sopron (Ungarn) eingebracht. „Es war die erste Meisterschaft mit einer Frauenwertung. Beim theoretischen Teil wurde auch Wissen abgefragt“, erzählt sie und hofft, dass das nun üblich werde. In Österreich sei man da schon viel weiter: „Beim Forstwettbewerb der Landjugend sind seit Jahren Frauen und Mädchen dabei“, so Üblacker. „Es ist sehr wichtig, dass die Leute auch sehen, dass wir Mädchen das genauso gut können“, ist sie überzeugt.
Selbstbewusst
Ihr selbst macht die Arbeit mit der Motorsäge viel Spaß, in der Schule habe sie schon angefangen, nach dem Unterricht auf dem Schneideplatz zu gehen und Simulationsschnitte zu üben. Kleinreden habe sie sich nie lassen. „Es werden immer noch Schmähs gemacht, weil ich eine Frau bin, aber da darf man sich nicht abhalten lassen und es sich nicht zu Herzen nehmen“, will die Waldkönigin auch andere ermutigen. Heute geht sie mit ihrem Vater regelmäßig in den Wald und hilft tatkräftig bei der Forstarbeit. „Aber ich habe momentan nicht so viel Zeit“, bedauert die Mostviertlerin, denn ihre Lehre mit Matura sei sehr intensiv.
Lehre als Tischlereitechnikerin
„Ich habe umgesattelt und mache jetzt eine Doppellehre zur Tischlereitechnikerin.“ Im Moment ist sie in der Landesberufsschule Pöchlarn. „Weil ich im letzten Jahr bin, haben wir jetzt trotz Lockdown Präsenzunterricht“, sagt die 20-Jährige. Und im nächsten Satz: „Aber man lernt nie aus. Jedes Holz, jeder Arbeitsschritt ist anders, weil man mit einem natürlich gewachsenem Rohstoff arbeitet. Je nach Witterungs- und Umwelteinflüssen verlangt er nach einer individuellen Bearbeitung.“ Das ist es, was sie an dem Beruf fasziniert, „die Abwechslung“.
Mit ihrem Waldköniginnen-Zepter möchte sie die Bedeutung des Waldes für das Klima betonen und darauf hinweisen, dass künftig auf Mischwälder statt Fichtenmonokulturen gesetzt werden müsse.
Und mit ihrer Motorsäge möchte sie bei den nächsten Landes- und Bundeswettbewerben „unbedingt beweisen, was ich kann.“