Gobelsburg: "Heiteres Masten-Rücken"
Von Jürgen Zahrl
Plötzlich ist alles wieder anders. Obwohl vor zwei Jahren 400 Bürger gegen einen Handy-Sendemasten auf dem Kirchturm des Langenloiser Ortsteils Gobelsburg, Bezirk Krems, unterschrieben haben, der KURIER berichtete, steht der Standort jetzt doch wieder hoch im Kurs.
Zumindest deutet einiges nach der Bürgerversammlung Montagabend im Gasthaus Schneider darauf hin. Obwohl sich auch die Diözese klar gegen einen A-1-Sender im Gotteshaus ausspricht, will Bürgermeister Hubert Meisl eine erneute Verhandlungsrunde mit den Glaubensvertretern starten, wenn er spürt, so sagt er, dass die Mehrheit des Ortes nun doch für den Standort im Kirchturm ist.
In der "ewigen" Causa um den geplanten A-1-Sender in Gobelsburg spricht ein Anrainer bereits von einem "heiteren Sendemasten-Rücken". War zunächst nur der Kirchturm im Gespräch, wurden später bis zu acht Alternativstandorte geprüft. Und jetzt stehen wieder der Kirchturm und ein Standort nahe der so genannten Hirter-Hütte zur Entscheidung. Bis 30. September will Bürgermeister Meisl einen Schlussstrich unter die zweijährige Sender-Debatte setzen.
Messungen
"Wir haben in den vergangenen zwei Jahren alle Vor- und Nachteile erarbeitet. Nach neuesten Erkenntnissen und Messungen ist klar, dass der Kirchturm der optimalste Standort für den Sendemasten wäre", sagt Bürgermeister Meisl. Im Gegensatz dazu müsse bei der Hirter-Hütte ein 32 Meter hoher Handy-Turm errichtet werden und die Sendeleistung stärker aufgedreht sein, um einen optimalen Handy-Empfang zu bieten, heißt es.
Genau wegen einer hohen Strahlendosis machen sich die betroffenen Anrainer um ihre Gesundheit Sorgen. "Ich habe drei Kinder. Vor allem um ihr Leben habe ich große Angst", erklärt Tanja Schneider, die nahe des Kirchturms lebt und diesen Standort ablehnt. Für Franz Parth, Ortsvorsteher in Gobelsburg, ist klar: "Jeder will einen guten Empfang." Er präferiert das Gotteshaus und hat genauso wie Meisl keine gesundheitlichen Bedenken. Die Abstrahlungswerte seien zehn Meter vom Standort entfernt genauso so hoch wie das eigene Handy am Körper, will Meisl wissen. Er versucht nun anhand von Messungen und Bürgerbefragungen eine Entscheidung herbeizuführen. Doch die kursierenden Listen lösen zusätzliche Debatten aus. "Eine Umfrage ist zu befürworten. Aber geheim und nicht so", ärgert sich Grün-Stadtrat Andreas Nastl, der befürchtet, dass die Bürger zur Unterschrift für den Kirchturm genötigt werden, was Parth zurückweist. Wie auch immer. Meisl wirkt zuversichtlich, dass er die Diözese St. Pölten in einer weiteren Verhandlung umstimmen kann. Heute befasst sich der Stadtrat mit dem Thema.