Gesundheit: Daten sollen die Spitäler entlasten
Wer nach zukunftsträchtigen Beispielen für ein verbessertes Gesundheitssystem sucht, der denkt in erster Linie sicher nicht an die USA. Dort findet man zwar – sehr teure – Spitzenmedizin, aber keinesfalls jenes Gesundheitsnetz für die Allgemeinheit, auf das Staaten wie Österreich stolz sind. Stichwort Obamacare – jene Gesundheitsreform, gegen die Republikaner Sturm gelaufen sind.
Dennoch zog es Landesrat Martin Eichtinger (ÖVP) und Konrad Kogler, Vorstand der NÖ Landeskliniken, in der Vorwoche nach Washington, um dort nach Kooperationen zu Weiterentwicklungen im Gesundheitsbereich zu suchen.
Als Absolvent der Johns Hopkins Universität (siehe Artikel unten) weiß Eichtinger, dass abseits der hohen amerikanischen Politik speziell
auf wissenschaftlicher Ebene sehr wohl an der Verbesserung des Gesundheitssystems gefeilt wird. Mit Tele-Medizin und mit neuen Gesundheits-Datenbanken will man eine Entlastung der Krankenhäuser erreichen. Ein Punkt, der bei den Vertretern aus Niederösterreich mit seinen 27 Landeskliniken auf besonderes Interesse gestoßen ist.
Den Weg, den man nach der Rückkehr konkret verfolgen will, ist eine Kooperation beim „ACG Health Analytics System“, das bereits in mehreren europäischen Regionen, etwa in Deutschland oder
in Schweden, implementiert worden ist. Es basiert auf den Patientendaten der Ärzte,
der Apotheken sowie der Krankenversicherungen, die zusammengeführt werden. Nicht nur als Unterstützung für die Behandlungen einzelner Personen, sondern auch, um gesellschaftliche und regionale Besonderheiten im Gesundheitsbereich herauslesen zu können.
Präsentiert wurde das System von Professor Jonathan Weiner und Harriet Martyn vom Population Health Center der Johns Hopkins Universität in Baltimore. Über diese System hatte man herausgefunden, dass in bestimmten Bereichen in Baltimore verstärkt die gleichen Krankheiten auftreten. Und so konnte man schon außerhalb des Spitals mit Programmen dagegen vorgehen.
Hilfe für Prävention
Dass ACG bereits in Europa aufgeschlagen hat, ist für Eichtinger ein gute Visitenkarte: „Offenbar funktioniert es schon in sehr, sehr vielen Ländern.“ Natürlich dürften die Daten nur anonymisiert verwendet werden. „Den Bedenken bezüglich der Privatsphäre müssen Rechnung getragen werden“, sagt Eichtinger. Dennoch bestehe die Chance, über diese Analyse die Gesundheitsversorgung im Land zu verbessern. Für Konrad Kogler auch ein Ansatz, um die Prävention noch zielgerichteter machen zu können: „Man wird sehen, ob auf regionale Unterschiede Rücksicht genommen werden muss.“ Und letztlich soll damit eine Entlastung der
Kliniken erreicht werden. Was auch kostendämpfend auf die Gesundheitsausgaben des Landes wirken kann.
Der nächste Schritt ist nun, dass Vertreter der Johns Hopkins Universität zu Beginn des kommenden Jahres nach NÖ eingeladen werden. Eichtinger: „Vielleicht können wir das Projekt in einer Vorreiterrolle für ganz Österreich verwirklichen.“