Chronik/Niederösterreich

"Es brodelt in der Bevölkerung"

Auf ein Schnitzel und ein Bier geht "Zur Vorstadtwirtin" in der Wiener Straße in Pöchlarn im Bezirk Melk schon lange keiner mehr. Das Wirtshaus wurde längst an einen privaten Investor verkauft, an den Fenstern klebt Staub, Gerümpel steht herum. Geht es nach dem Land NÖ sollen in der Gaststätte bald Flüchtlinge einziehen – insgesamt 35 an der Zahl. Die Nachricht kam für die Pöchlarner allerdings völlig unerwartet und auch Bürgermeister Franz Heisler zeigt sich alles andere als erfreut. "Es brodelt in der Bevölkerung", sagt der frisch ins Amt gewählte Ortschef.

Die Meinungen zu dem geplanten Asylheim sind jedenfalls geteilt. "Ich bin mir sicher, dass die Kriminalitätsrate steigen wird", meint Christian Franz. Der Pöchlarner steht dem Projekt äußerst skeptisch gegenüber. "Man braucht sich doch in der Stadt und am Donaudamm nur umschauen. Überall herrscht Vandalismus,die Polizei ist schon genug beschäftigt. Das sieht Eva Lammer anders. Sie wohnt gegenüber dem neuen Flüchtlingsheim und bleibt dennoch entspannt. "Das Haus wurde von einer Privatperson gekauft. Die kann damit machen was sie will. Ich habe jedenfalls kein Problem mit dem Vorhaben." Abwartend zeigt sich Lambert K. Der Pensionist hofft, dass die Bevölkerung demnächst noch "ordentlich über das Heim informiert wird".

Und genau hier setzt auch der Bürgermeister mit seiner Kritik an. "Es gab noch kein persönliches Gespräch mit der zuständigen Landesrätin", sagt Heisler zum KURIER. "Vielleicht müssen wir künftig Flüchtlingskinder in den Schulen und Kindergärten unterbringen. Darüber gibt es leider keinerlei Informationen. Und ich muss ja mit den Bürgern über das Thema sprechen. Wir werden hier etwas im Unklaren gelassen."

Eine Schutzbehauptung, attestiert Hermann Priller, Büroleiter der für Asylfragen zuständigen Landesrätin Elisabeth Kaufmann-Bruckberger. "Es gab vor wenigen Tagen eine Begehung des Objekts, an der der Besitzer, der Herr Bürgermeister und ein Mitarbeiter unserer Fachabteilung teilgenommen haben." Heisler habe zudem alle wichtigen Informationen schriftlich erhalten. Zur Kritik des Bürgermeisters, er habe noch kein Gespräch mit Kaufmann-Bruckberger gehabt, meint Priller: "Die Frau Landesrätin kann nicht jede potenzielle Flüchtlings-Unterkunft persönlich besuchen. Aber wir sind ein offenes Büro. Bei Fragen kann man uns jederzeit anrufen."

März

Bis in Pöchlarn Flüchtlinge einziehen, dauert es noch. Das Gebäude wird noch adaptiert, ein gewerbebehördliches Verfahren läuft. Bis Mitte März sollen die ersten Asylwerber kommen. Geeignet ist das Haus übrigens für rund 80 Personen. "Wir haben uns aber aus Rücksicht auf die Bevölkerung auf eine Höchstzahl von 35 verständigt", sagt Priller.