Diplomat unter Diebstahlverdacht
Von Julia Schrenk
Zwei Stecker, ein Schalter, ein Sensor, ein Relais und weitere kleinere Elektroartikel. Das ist die Beute, die ein leitender Beamter der UNIDO (United Nations Industrial Development Organization) Samstagmittag in einem Baumarkt in Klosterneuburg mitgenommen haben soll. Ohne zu bezahlen. Laut Polizei hatte der 60-Jährige, der mit algerischem Pass und Legitimationskarte der Republik in Österreich unterwegs ist, sämtliche Elektroartikel in seine Hosen- und Jackentaschen gesteckt. „An der Kassa hat er nur ein Sackerl Vogelfutter gezahlt“, sagt ein Polizist.
Ladendetektive dürften den 60-Jährigen beobachtet und ihn – nachdem er das Sackerl Vogelfutter bezahlt hatte – gestellt haben. 140 Euro sei die Ware, die der Beamte eingesteckt haben soll, wert gewesen. „Für einen Ladendiebstahl ist das recht viel“, kommentiert die Polizei. Sie hat den 60-Jährigen auf freiem Fuß bei der Staatsanwaltschaft angezeigt.
Verfolgung ungewiss
Ob der Beamte auch strafrechtlich verfolgt wird, steht allerdings noch nicht fest. Denn: Beamte international agierender Organisationen wie der UNIDO genießen Diplomatenstatus und damit Immunität. Das schließt eine strafrechtliche Verfolgung aus. „Der erste Schritt, der jetzt gemacht werden muss, ist, zu überprüfen, ob der Diplomatenpass auch gültig ist“, sagt Martin Weiss, Sprecher des Außenministeriums. Ist der Pass gültig, kann der Beamte nur strafrechtlich verfolgt werden, wenn die UNIDO auf seine Immunität verzichtet. Inzwischen hat die UNIDO auch Stellung bezogen: Man nehme die Anschuldigungen sehr ernst und werde diesen nachgehen. Normalerweise, meint Außenamtssprecher Weiss, sei man in solchen Fällen aber um eine gütliche Einigung bemüht, etwa durch Zurückzahlen der Schadenssumme.