"Der Pfarrer mit dem Fahrrad wird fehlen"
In St. Georgen am Ybbsfelde im Mostviertel trauert man um einen Ehrenbürger und Pionier der Gemeindeentwicklung. Der langjährige Pfarrer der Mostviertler Gemeinde, Monsignore Josef Lammerhuber, ist am Dienstagabend im 94. Lebensjahr gestorben. Ein kleiner Sturz in der Wohnung, den er während des Tages gut verkraftet hatte, dürfte doch heftigere Reaktionen im Körper des bis zuletzt agilen Geistlichen gehabt haben.
Als der gebürtige Böhlerwerker 1961 nach St. Georgen kam, wurde auf Pfarrgrund das Sportgelände der Gemeinde gegründet. Lammerhuber ermöglichte auf Kirchengründen auch eine rege Siedlungstätigkeit rund um den Ortskern.
Der Sport und die Jugend waren ihm immer wichtig. Dem Fußball galt seine Leidenschaft, viele Bilder zeigen ihn im Kickerdress. Zum 80. Geburtstag hatten ihn die Nachwuchsfußballer des SCU St. Georgen in ihr Sommerlager eingeladen und mit einer Ehrung überrascht. Die Freude des Monsignore, der immer der einfache Pfarrer geblieben blieb, war riesengroß.
Agiler Sportsmann
Bis ins hohe Alter kannte man Lammerhuber als leidenschaftlichen Radfahrer. Egal ob das Gebetsbuch oder ein kleines Geschenk für einen Jubilar im Radkorb, der „Herr Pfarrer“ schien auf seinem Zweirad allgegenwärtig. Noch zum 80-er erzählte er stolz, dass er mehr als 4.000 Kilometer pro Jahr im Sattel zurücklegt. Bis zuletzt war er mit dem Fahrrad unterwegs, allerdings schob er dieses bei seinen Spaziergängen nur mehr. Der Radweg nach Blindenmarkt wurde von der Gemeinde als „Pfarrer Josef Lammerhuber Weg“ benannt und wird so den sportlichen Gottesmann in Erinnerung halten.
Kultur und Ortsgeschichte waren wichtige Themen für den Geistlichen, der auch das von ihm initiierte frühere Pfarrheim gerne für derartige Veranstaltungen zur Verfügung stellte. Und beim Aufkommen der Diskotheken mussten die Jungen im Ort nicht weit fortfahren. Zwar von ihm immer zurückhaltend unter Kontrolle, gestattete er bunte Disko-Abende im Pfarrkeller.
Mann mit Prinzipien
Als Geistlicher galt Lammerhuber als emsiger Hirte, der klare Prinzipien hatte und auch recht streng sein konnte. Mit Kirchenpolitik in höheren Sphären streifte er nicht an. Und in Glaubensfragen war er in seiner Pfarre die geachtete und akzeptierte Instanz. Zum 65-jährigen Priesterjubiläum und 89. Geburtstag, vor vier Jahren, zelebrierte Diözesanbischof Klaus Küng persönlich die Festmesse in St. Georgen und dankte Lammerhuber für sein Lebenswerk.
Damals war dieser auch noch im Altardienst aktiv. Jeden ersten Sonntag im Monat ließ er sich noch nach Waidhofen an der Ybbs chauffieren, um dort im Landespensionistenheim Vogelsang den Gottesdienst zu zelebrieren. Dort und in St. Georgen hat man eine Persönlichkeit verloren. Der Monsignore mit dem Fahrrad werde fehlen, heißt es.