NÖ: Wo der Christbaum zum Beruf und zur Familientradition wird
Von Teresa Sturm
Von besinnlicher Zeit kann bei den Reithners derzeit keine Rede sein.
Die Familie mit Landwirtschaftsbetrieb in Maria Laach am Jauerling (Bezirk Krems-Land) sorgt dafür, dass Tausende Familien in ganz Österreich Weihnachten mit dem idealen Christbaum feiern können.
Josef Reithner ist seit dem Vorjahr der neue Obmann der NÖ Christbaumbauern, seine Tochter ist Christbaumkönigin. Und auch sonst hilft die gesamte Familie zusammen.
Tatsächlich könnten die meisten landwirtschaftlichen Betriebe am Jauerling ohne Christbaumzucht wirtschaftlich nicht überleben, sagt Reithner. Der Boden sei vom pH-Wert glücklicherweise ideal, Niederschlag und Spätfrost seien zudem genau richtig. Aber es würde immer weniger Christbaumproduzenten in der Gegend geben. Die kommende Generation sei aber schon dabei, etwas in der Branche zu verändern.
Die Christbaumzucht sei ein Wirtschaftsfaktor und schaffe auch Arbeitsplätze. Laut Landwirtschaftskammer sind 1.000 Personen alleine in Niederösterreich bei Ernte und Verkauf in den Christbaumkulturen tätig. Das sei auch für Klima und Umwelt nicht unerheblich.
„Studien, die am Jauerling aber auch in anderen Christbaumkulturen in Österreich durchgeführt wurden, haben gezeigt, dass wir mit unseren Kulturen Lebensräume für seltene Pflanzenarten und bedrohte Tierarten schaffen. Viele davon kommen nur bei uns in der Christbaumkultur vor“, sagt Reithner. So konnten Tiere wie die Blauflügelige Ödlandschrecke oder die Plattbaumspinne nur in Christbaumkulturen nachgewiesen werden.
Kurze Wege
Reithner wurde der Beruf schon in die Wiege gelegt. Bereits sein Vater versuchte sein Glück mit dem Verkauf von Christbäumen. Es sei alles sehr klein strukturiert in der Region, aber immer mehr Menschen schätzen, dass die Bäume keine weiten Wege (bei den Bauern der ARGE NÖ sind es im Schnitt 40 Kilometer zum Verkaufsstand) zurücklegen müssen. Österreich sei auch ein Land, so Reithner, wo im Vergleich nur sehr wenige Plastikbäume aufgestellt werden. Zusätzlich könne man eine sorgfältige, nachhaltige und naturnahe Produktion garantieren.
Womit viele andere Landwirte zu kämpfen haben, dürfte bei den Reithners einmal kein Problem werden: Die Nachfolge. Ricarda (27 Jahre) und ihr Bruder Lukas (24 Jahre) sind aktuell sicher, dass sie den Betrieb einmal gemeinsam führen werden. Ricarda Reithner ist bereits vier Jahre Christbaumkönigin, das Zepter gibt sie in einem Jahr weiter. „Es ist eine schöne, super Aufgabe. Man kommt so viel herum und lernt so viele Leute kennen. Es ist nur sehr stressig, weil es genau in der Zeit ist, wo wir selber schon viel Arbeit auf dem Hof haben“, sagt Reithner.
Sie freut sich, dass es dann wieder ruhiger wird. „Aber ich bin so froh, dass ich diese Aufgabe übernehmen durfte. Es war und ist immer noch sehr schön.“ Der damalige Obmann der ARGE Christbaumbauern Franz Raith hat Ricarda 2019 vorgeschlagen. „Im Endeffekt ist es gut, dass ich Ja gesagt habe.
Brauchtum
Die Tradition ist noch eine junge, sie ist erst die Zweite Monarchin dieser Art in Niederösterreich. Auch in der Steiermark wird der Brauch gepflegt. Eine mögliche Nachfolgerin habe sie bereits im Kopf „Wer weiß, ob es irgendwann auch mal ein Casting dafür gibt.“ Es habe auch schon die Überlegung gegeben, dass es nicht immer eine Königin sein muss. „Vielleicht wird es auch einmal einen König geben.“
Wer auf Regionalität Wert legt, erkennt Bäume aus Niederösterreich an der blau-gelben Schleife. Wenn die Nadeln beim Drüberstreichen sofort abfallen ist das ein schlechtes Zeichen, wenn sich die Rinde leicht löst, ist das wiederum gut. Wenn man den Christbaum zu Hause hat, wird empfohlen, rund drei Zentimeter vom Stumpf abzusägen. Damit er so lange wie möglich frisch bleibt, sollte man ein Kreuz zum Aufstellen benutzen, wo auch Wasser nachgefüllt werden kann.
Und sucht man sich, so nahe an der Quelle, eigentlich immer den schönsten Baum aus? Ricarda Reithner verneint lachend. „Wir nehmen immer einen, der überbleibt oder letztes Jahr ist beim Transport ein Wipfel abgebrochen. Da hab’ ich gesagt ,Eigentlich is’ des schon unserer’.“ Sie habe den Baum mit Draht und Schmuck wieder zurechtgebogen. „Er hat dann eigentlich genau so super ausgeschaut, wie die anderen.“
Aber ist dann Weihnachten und all die schönen Szenarien drum herum, auch nur Arbeit? Josef Reithner verneint vehement: Gerade für Christbaumproduzenten ist der 24. Dezember der erste Tag, wo man runterkommt. „Ich glaube, wir genießen diesen Tag besonders. Das hat keinen Wert für uns verloren. Das schätzen wir dann noch mehr. “