Chronik/Niederösterreich

Buntes Völkergemisch in bunter Klasse voller Flüchtlinge

Das ist...?“, fragt die Frau Lehrerin und hält das Bild einer Katze in die Höhe. „... die Katze“, antwortet ein junges Mädchen mit Kopftuch. „Eine Katze“, korrigiert die Pädagogin. Die Taferlklassler lernen schnell. Es ist ihr erster Schultag in der Erstaufnahmestelle Traiskirchen.

Am Montag nahmen im Flüchtlingslager zwei Klassen ihren Betrieb auf. Eine für Volksschüler, eine als Dependance der Neuen Mittelschule. Die Wände sind bunt bemalt. Vorne steht eine Tafel. Hinter den Bänken wurden Sesselkreise gebildet, wo die Grundzüge der deutschen Sprache spielerisch vermittelt werden.

Säumige Länder

Eigentlich sollten Schulklassen im Lager Traiskirchen nicht notwendig sein. Denn seit 2004 besteht eine Vereinbarung des Bundes mit den neun Bundesländern, die das Flüchtlingslager entlasten sollte. Diese Vereinbarung wird von sieben Bundesländern nicht eingehalten.

Den Kindern scheint die Problematik in ihrer neuen Schule herzlich egal. „Mein Name ist Jawid“, sagt ein Volksschul-Bub aus Afghanistan beim Lernspiel im Sesselkreis. Der kleine Mann freut sich über das anerkennende Lob der Lehrerin. Er teilt seine Klasse mit Kindern aus Pakistan, Tschetschenien und anderen Ländern.

Möglich wurden die beiden „Brückenklassen“ durch eine Kooperation der Stadt Traiskirchen, des Landes Niederösterreich (stellt die Lehrkräfte bereit) und des Innenministeriums (Schulräume). Eine Privatperson aus Wien stellte Schulmöbel zur Verfügung. „Der Schulbetrieb wurde in kürzester Zeit umgesetzt“, erklärt Ministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck.

„In der ersten Schulwoche wird versucht einzustufen, wo die 49 Kinder sprachlich stehen“, sagt Andreas Babler, SPÖ-Stadtrat aus Traiskirchen. Neben den drei Lehrerinnen sollen auch Sozialarbeiter, Sozialpädagogen und Dolmetscher in den Unterricht eingebunden werden. Der Lehrplan sieht Deutsch, Englisch und Mathematik vor. Um 11 Uhr ist für die Volksschüler Essenszeit. Die Schule ist für heute zu Ende. Die Fotografen und Journalisten werden mit „auf Wiedersehen“ oder einem verschmitzten „Tschüss“ verabschiedet.