Chronik/Niederösterreich

Betrugsverdacht: Top-Ermittler muss auf die Anklagebank

Keiner hat europaweit mehr Banküberfälle bearbeitet als er. Die gute Aufklärungsquote brachte dem niederösterreichischen Top-Ermittler Helmut B. (64) viel Ruhm ein. Diese Zeiten sind aber lange vorbei. Nun steht der suspendierte Chefinspektor des nö. Landeskriminalamtes selbst vor dem Richter. Die Korruptionsstaatsanwaltschaft hat am Montag nach mehr als zwei Jahren Ermittlungen Anklage gegen den Verbrecherjäger eingebracht. Vorgeworfen wird Helmut B. mehrfacher Amtsmissbrauch und gewerbsmäßiger Betrug in zumindest 59 Fällen.

Im Juli 2011 begann das Image des Chefinspektors quasi über Nacht zu bröckeln. Auf dem Weg zum Begräbnis eines Kollegen wurde B. von Ermittlern des „Bundesamtes für Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung“ (BAK) abgefangen und seine Marke sowie Dienstwaffe eingezogen. Es folgte die Suspendierung. Ein anonymer Briefschreiber hatte die internen Ermittler auf den Plan gerufen.

Peilsender

Die BAK-Fahnder griffen bei ihren Erhebungen auf Methoden zurück, wie sie sonst nur gegen Schwerverbrecher eingesetzt werden. Das zivile Dienstfahrzeug wurde mit einem Peilsender versehen und Telefonate mit dem Diensthandy wurden abgehört.

Dabei kam anscheinend Brisantes ans Tageslicht: Laut Anklageschrift soll B. mit dem zivilen Polizei-Dienstwagen regelmäßig während der Arbeitszeit privat zu seinem Bauernhof gefahren sein. Demnach soll der Chefinspektor in 59 Fällen Überstunden, Gefahrenzulagen und Reisekosten unrechtmäßig dem Landespolizeikommando verrechnet haben. B. hatte nach seiner Suspendierung zugegeben „ein paar Mal“ mit dem Wagen nach Hause gefahren zu sein, und die Stunden verrechnet zu haben.

„Aber jeder der mich kennt weiß, dass ich auch zu Hause immer erreichbar war und gearbeitet habe“, sagte der Ermittler damals im Gespräch mit dem KURIER. Der Vorwurf des Amtsmissbrauches fußt auf illegalen Personenabfragen im „Elektronischen Kriminalpolizeilichen Informationssystem“, kurz EKIS. Weiters soll er eine Betrugsanzeige einfach liegen gelassen und nicht bei der Staatsanwaltschaft angezeigt haben. Der Prozess wird in St. Pölten stattfinden, es gilt die Unschuldsvermutung.

Auch in einem weiteren Ermittlungsverfahren in Wien wird B. als Beschuldigter geführt, bestätigt eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Dabei geht es um einen angeblichen Überfall auf die Lebensgefährtin des Top-Ermittlers. Ein „dunkelhäutiger Täter“ soll dabei knapp 100.000 Euro erbeutet haben. Dabei steht der Vorwurf des Versicherungsbetruges im Raum.