Bauboom in der Hauptstadt wird von Corona noch angeheizt
Die Silhouette der Landeshauptstadt verkündet eine Botschaft. Zahlreiche Baukräne geben Zeugnis, in St. Pölten wird so viel gebaut wie noch nie. Vor allem die Nachfrage nach Wohnraum lässt die Bauwirtschaft brodeln. Die Corona-Krise bremste den Boom nicht ein. Sie verstärkt ihn sogar. Weil grünere Städte gefragt seien.
Derzeit dürften wohl rund 30 Baukräne das Stadtbild prägen. Wie viele es genau sind, könne man nicht sagen, weil Kräne in der Regel nicht bewilligungs- oder anzeigepflichtig seien, heißt im Rathaus. Sechs imposante Kranarme ziehen jedenfalls ihre Kreise nur über der City. Große Wohn- und Bürokomplexe wachsen an der Julius-Raab-Promenade oder nahe dem Karmeliterhof in die Höhe. Baulärm und Umleitungen sind da lästige Begleiter. Ihm sei bewusst, dass nicht alle darüber erfreut seien, sagt Bürgermeister Matthias Stadler, SPÖ. „Bauwirtschaft und Baunebengewerbe sind aber große Player, auch was die Arbeitsplätze betriff. Die Branche kommt bei uns gut durch die Krise“, ist er überzeugt. Trotz des Corona-Lockdowns wurden in der Stadtverwaltung alle Bauanträge ohne Rückstau abgewickelt.
Den Boom an der Traisen bestätigt auch NÖ-Bauinnungsmeister Robert Jägersberger: „St. Pölten wächst. Der Zuzug und damit der Bedarf an Wohnungen ist da.“ Aus Planungsbüros sei zu hören, dass auch noch Projekte in der Pipeline stecken, sagt Jägersberger. Gut und gerne 1000 Wohnungen, sowohl im Genossenschafts- als auch im Eigentumsbereich seien derzeit in St. Pölten in Bau, schätzt Rathaussprecher Thomas Kainz. 4000 weitere würden für die nächsten Jahre geplant. Jene 150 Einheiten, die die Signa-Gruppe von Renè Benko neben einem Hotel samt Kongresszentrum am zentralen Leiner-Areal plant, sind da schon inkludiert.
Moderatere Preise
„Durch viele neue Wohnungen steigen die Mietpreise bei uns im Vergleich zum Wiener Umland viel weniger“, sieht Stadler einen Steuerungseffekt. Wohnungen in und um St. Pölten würden aber immer begehrter, bestätigt Immobilienmakler Bernhard Baumgartner von Remax. „Von St. Pölten aus, ist man in 25 Minuten per Zug am Wiener Zentralbahnhof. Zentrale Wohnungen in Bahnhofsnähe haben auch hier ihren Preis. Generell ist die Nachfrage groß und Corona hat das Interesse sogar noch gesteigert“, so der Immo-Experte zum Trend zu Wohnungen im überschaubareren und grünen St. Pölten.
Unter den Landeshauptstädten könne man nach Eisenstadt mit den günstigsten Wohnpreisen aufwarten, heißt es aus dem Rathaus.