Chronik/Niederösterreich

Moderner Schulkomplex hat Gegner und Fans

Nicht mehr ungetrübt ist die Freude über ein Jahrhundertprojekt, das derzeit im Amstettener Schulviertel gegen den Himmel wächst. Mit einer Investition von 19 Mio. Euro wird dort die neue Zentralschule für fünf Bildungseinrichtungen mit zwei Hauptschulen, sowie Musikschule und zwei Musikvereine, errichtet. Das hochgelobte Projekt sorgt nun wegen seines martialischen Erscheinungsbildes für Kritik und Aufsehen.

Der im Wettbewerb auserkorene moderne Schulkomplex des Grazer Architektur-Ateliers Thomas Pucher begeisterte die Jury durch seine Kompaktheit aus Gebäuden und Schulhöfen, den sparsamen Energieverbrauch und helle großzügige Räume und Stiegenhäuser. Derzeit wächst der mächtige Komplex nahezu täglich. Im Spätherbst soll die erste Hauptschule einziehen. Täglich werden aber auch die dunkelbraunen Fassadenvorhänge mehr. Eigenwillige Fensterschlitze und blaue Ziersteifen durchbrechen die finsteren Metallwände. Moderne Architektur steht nun am Prüfstand der Volksmeinung. Begeisterte Befürworter haben in Cafes und an den Stammtischen aber einen schweren Stand gegen die Kritiker der Würfelbauten. Auch von Lehrern soll schon herber Widerwille bekundet worden sein.

„Mir ist Kritik auch schon zu Ohren gekommen, stehe aber voll hinter diesem Projekt. Der Prozess bis zum Bau war nachvollziehbar. Bis zu den Direktoren waren immer alle eingebunden“, bleibt ÖVP-Stadtvize und Baustadtrat Dieter Funke ein Fan. Parteikollege Leo Berger berichtet als Obmann der Schulgemeinden, dass sich das Pro und Kontra die Waage halten. Amstettens Baudirektor Manfred Heigl erinnert sich an Diskussionen im Schulbeirat über die auflockernden blauen Streifen in der Fassade. Für die Grundfarbe sei die Farbpalette nicht allzu groß gewesen. Heigl gesteht ein, dass die Ansicht auf Plänen und Ansichten anfangs heller war. Durch den lichtdurchlässigen Metallvorhang sei das Innere der Schule jedoch sensationell hell und freundlich.

Für Florian Fanta, vom Büro Pucher, ist die Wahl des Brauns jedenfalls gelungen, eine hellere Variante hätte die Architektur nicht gut zur Geltung gebracht. Das unterstreicht auch Bürgermeisterin Ursula Puchebner, SPÖ. Ein harmloses Grau hätte mehr geschadet als genützt.