Chronik/Niederösterreich

"Affäre Mayerling": Das Erbe des Kammerdieners

„Ich bin glücklich, dass jetzt alles an dem Platz ist, an den es hingehört.“ Mit „alles“ meint Rotraut Witetschka die letzten Geheimnisse der „Tragödie von Mayerling“, die nun an eben jenen Ort, das ehemalige Jagdschloss von Kronprinz Rudolf, zurückgekehrt sind. Witetschka und Tochter Eva Veit-Witetschka sind die Erben von Kammerdiener Johann Loschek, dem Kronzeugen der Tragödie.

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Seine persönlichen Erinnerungsstücke werden nun im Kronprinz-Rudolf-Museum gezeigt.

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Herzstück sind die handgeschriebenen Erinnerungen Loscheks an die Schicksalsnacht in Mayerling, die er im Alter von 83-Jahren seinem Sohn diktierte. Darin schrieb er etwa, wie er am 30. Jänner 1889 den toten Kronprinzen nebst seiner Geliebten Mary Vetsera fand und es ihm klar erschien, dass Rudolf erst die 17-Jährige und dann sich selbst erschossen hatte.

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Aber auch ein Jagdbuch sowie eine Schreibmappe des Kronprinzen mit mehreren von ihm beschriftete Kuverts und bislang unbekannte Bilder von Kammerdiener Johann Loschek und von Mary Vetsera können nun besichtigt werden. Insgesamt sind es 15 Exponate.

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Dass die Stücke zu sehen sind, ist KURIER-Journalist Georg Markus zu verdanken, der den Kontakt zwischen der Familie und dem Karmeliterorden in Mayerling herstellte. Rotraut und ihr Mann Eduard Witetschka hatten neben Loscheks Gut bei Wiener Neustadt Erinnerungsstücke, Fotos und Dokumente geerbt, da die Loscheks keine Nachkommen mehr hatten.

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„Es ist ein großer Zufall, dass das alles erhalten geblieben ist, über zwei Weltkriege hinweg“, sagt Eva Veit-Witetschka. Aufbewahrt wurden die Stücke in einer Kassette, eingemauert im Stall und danach am Dachboden. Zuletzt hüteten die Witetschkas den wertvollen Nachlass. „Ich habe mich gerne davon getrennt, denn es gehört mir nicht. Ich habe es nur verwaltet.“ 61 Exponate, wie Rudolfs Reisetruhe, gingen an die Landessammlung NÖ.

Aufwertung

Für Maria Regina, Priorin des Karmel Mayerling, ist der Nachlass eine große Aufwertung für das Museum. Der Orden erhielt nach Rudolfs Tod im vom Kaiser gegründeten Kloster den Auftrag für seinen Sohn zu beten. Für Kurator Hannes Etzlstorfer ist es sensationell, die Stücke direkt aus der Hand der Erben erhalten zu haben. 2019, im 130. Gedenkjahr der Affäre Mayerling, will das Land weitere Exponate zeigen.

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