Chronik/Niederösterreich

4.700 Ideen für sicherere Straßen sollen Zahl der Verkehrstoten senken

"Wenn es um tödliche Verkehrsunfälle geht, dann gibt es nur eine akzeptable Anzahl und die heißt null“, sagt Lina Mosshammer, Expertin des Verkehrsclubs VCÖ. In Niederösterreich haben dieses Ziel im Vorjahr nur der Bezirk Lilienfeld, die Landeshauptstadt St. Pölten und Waidhofen an der Ybbs erreicht. In beiden Städten hatte es auch 2020 und 2021 schon keinen Verkehrstoten gegeben.

Der VCÖ hofft nun auf Mithilfe aus der Bevölkerung. Wer Gefahrenstellen, wo es in Gemeinden und Städten Verkehrsberuhigung braucht, melden will, kann dies noch bis 31. Mai in einer interaktiven Online-Karte tun. Auf www.vcoe.at besteht die Möglichkeit, Straßenabschnitte zu markieren. „Der VCÖ leitet dann die gesammelten Einträge an die zuständige Gemeinde weiter“, verspricht Mosshammer. Österreichweit seien seit Ende April bereits mehr als 4.700 Einträge in der Online-Karte verzeichnet worden.

Bürokratische Hürden

Doch Veränderungen seien nicht so einfach möglich, berichtet Mosshammer. „Die Straßenverkehrsordnung erschwert den Gemeinden ihre Bemühungen, durch Temporeduktion die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Bei Landesstraßen durch den Ort wird oft trotz teurer und zeitaufwendiger Gutachten der Antrag auf Temporeduktion abgelehnt, selbst bei Abschnitten im Schulumfeld oder vor Seniorenheimen.“

Gemeinsam mit dem Städtebund sowie 139 Gemeinden, davon 25 aus Niederösterreich, fordert der VCÖ daher Veränderungen in der Straßenverkehrsordnung. Gemeinden sollen ohne Einschränkungen Tempo 30 als Höchstgeschwindigkeit innerorts dort umsetzen können, wo sie es für sinnvoll erachten.

Denn durch mehr Tempo 30 statt 50, übersichtliche Übergänge sowie Maßnahmen für ein kind- und seniorengerechtes Verkehrssystem könnte die Zahl der Verkehrsunfälle im Ortsgebiet deutlich reduziert werden. „Außerhalb des Ortsgebiets ist Tempo 80 statt 100 auf Freilandstraßen eine rasch umsetzbare und kostengünstige Maßnahme“, schlägt die Verkehrsexpertin vor. Auch der Rückbau gefährlicher Raserstrecken würde helfen.

Finanzierungsproblem

„Für Jugendliche und junge Erwachsene sind zudem Nachtbusse und Anrufsammeltaxis eine wichtige Maßnahme, um schwere Unfälle insbesondere am Wochenende zu verhindern.“ Doch die Einführung solcher Discobusse oder Anrufsammeltaxis scheitere oft an der Finanzierung. „Deshalb sollte ein Teil der Einnahmen aus Verkehrsstrafen dafür zweckgewidmet werden“, regt Mosshammer an.

Ein Sicherheitsrisiko seien zudem fehlende Geh- und Radwege zwischen Siedlungen und dem nächstgelegenen Ortsgebiet. „Fehlt ein Gehweg, müssen Fußgänger am Straßenrand gehen, was gefährlich ist. Dort, wo es diese Sicherheitsmängel gibt, braucht es rasch eine Verbesserung der Infrastruktur“, so Mosshammer.