Chronik/Niederösterreich

350.000 Euro Beute bei zwei Überfällen

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Es war einer der Aufsehen erregendsten Banküberfälle der vergangenen Jahre. Die Beute: 262.105 Euro. Mehr als sieben Jahre nach dem Coup auf die Sparkasse Leobersdorf wird dem mutmaßlichen Drahtzieher aus Rumänien am Wiener Neustädter Landesgericht endlich der Prozess gemacht.

Vasilica P., 37, betritt – eskortiert von zwei Justizwachebeamten – Montagfrüh mit Krücken (er wurde nach einem Bandscheibenvorfall operiert) und breitem Grinsen den Schwurgerichtssaal. Es hat Jahre gedauert, den Hauptverdächtigen der Raubserie auszuforschen und ihn in Rumänien dingfest zu machen. Erst vor ein paar Monaten gelang es den österreichischen Behörden eine Auslieferung zu erwirken. P. soll zusammen mit einer Komplizin und einem Komplizen im April 2005 zunächst die Kärntner Sparkasse in Klagenfurt um 87.565 Euro erleichtert und eine Woche darauf die Bank in Leobersdorf überfallen haben – und zwar mit der gleichen Masche. Laut Anklageschrift stieg der 37-Jährige nachts über ein Bürofenster in die Banken ein und lauerte den ersten Bankangestellten auf. Diese wurden mit einer Waffe bedroht und gezwungen die Tresore zu öffnen. Daraus resultiert auch die hohe Beute.

DNA

Der Angeklagte selbst schweigt eisern zu den Vorwürfen. Er will mit den Taten nichts zu tun haben, spielt P. vor Richterin Birgit Borns das Unschuldslamm. DNA-Spuren im sichergestellten Fluchtfahrzeug und auf der Gaspistole belasten den Rumänen allerdings eben so schwer, wie die Aussagen der Komplizin. Auch sein Vorleben spricht nicht unbedingt für ihn: In Deutschland wurde Vasilica P. wegen räuberischer Erpressung sowie wegen schweren Raubes in drei Fällen zu insgesamt 15 Jahren Haft verurteilt. In der Schweiz wird er wegen schweren Raubes per Haftbefehl gesucht.

Als Motiv für die Banküberfälle geht die Staatsanwaltschaft von Geldsorgen aus. Vier Wohnungen des Beschuldigten wurden wegen 300.000 Euro Steuerschulden von der rumänischen Finanzbehörde beschlagnahmt. Der 37-Jährige sei in seiner Heimat als Bauunternehmer gescheitert.

Weil einige Zeugen sich für den Termin am Montag entschuldigen mussten, wurde der Prozess auf 7. September vertagt. Dann soll es ein Urteil geben.