Chronik

Innsbruck-Wahlkampf: Stimmenfang mit Hüftschwung

Das Angebot ist groß. Zwölf Listen stehen am kommenden Sonntag bei den Innsbrucker Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen am Stimmzettel. Die etablierten Parteien – von der Bürgermeisterin-Liste Für Innsbruck bis zu den auch im Landtag vertretenen Parteien (SPÖ,ÖVP, Grüne, FPÖ, Neos und Liste Fritz) – betrieben einen weitgehend klassischen Plakat- und Inserate-Wahlkampf.

Die finanzschwachen Klein-Listen mussten im Buhlen um Aufmerksamkeit auf schrillere Töne setzen. Die erstmals antretenden Bürgerinitiativen Innsbruck warfen einen „Bürger-Elvis“ in die Schlacht. Den gab Markus Trafoier, der auf Platz drei der Liste kandiert. Mit seinen Mitstreitern zog er als King of Rock’n’ Roll durch die Straßen. Aus einem mobilen Lautsprecher schallten adaptierte Presley-Songs.

„It“s now or never. Innsbruck, sei bereit. So wie’s jetzt isch, so macht’s koa Freid“, tönt der „Bürger-Elvis“ auch in einem Internet-Video und singt gegen die von der Partei kritisierte verdichtete Bauweise in Innsbruck an. Das brachte Klicks. Das ebenfalls aus Bürgerärger gewachsene „Gerechte Innsbruck“ wiederum plakatierte Karikaturen der als Drüberfahrer gescholtenen Regierung und platzierte im Stadtgebiet Fahrzeuge in der Parteifarbe Orange.

Marihuana-Geschenk

Für Schlagzeilen sorgten einmal mehr die Inn-Piraten Heinrich Stemeseder und Alexander Ofer. Vergangenen Samstag verteilten sie auf der Straße CBD-Marihuana als Wahlzuckerln. Das ist eigentlich legal, weil es nur einen geringen Anteil des verbotenen Wirkstoffs THC enthält.

Nicht zuletzt angesichts der Vorgeschichte der Wahlwerber beschlagnahmte die Polizei den Hanf vorsorglich. Die Inn-Piraten waren ja, wie berichtet, im Zuge einer Drogenaffäre verurteilt worden. Ofer landete im Gefängnis. Stemeseder nahm seinen Platz im Gemeinderat ein und saß dort zeitweise mit Fußfessel. Ob die Marihuana-Geschenke im THC-Toleranzbereich waren, wird noch untersucht.

Dem ÖVP-Seniorenbund ist allein durch das Antreten von Herwig van Staa Aufmerksamkeit garantiert. Der 75-jährige Ex-Landeshauptmann und gerade aus dem Amt des Landtagspräsidenten geschiedene Polit-Dino scheint zwar nur auf Platz fünf auf. Für den Fall, dass der Seniorenbund einen Sitz im Stadtsenat erobert, „wäre mein Ziel, Finanzstadtrat zu werden“, erklärte van Staa. Der Ex-Bürgermeister gilt als Kritiker von Stadtchefin Christine Oppitz-Plörer, die auf der einst von ihm gegründeten Liste kandidiert.

Grüne Premiere

Auf den Sessel der Bürgermeisterin hat es Georg Willi abgesehen. Er möchte der erste grüne Bürgermeister einer Landeshauptstadt werden. Das wäre die „Krönung meiner Laufbahn“, sagt der 58-Jährige. Seine Chancen schmälert ausgerechnet eine grüne Abspaltung – die Liste Ali. Parteichef Mesut Onay galt als Unterstützer Willis, bis er von den Grünen geschasst wurde. Schafft Willi es in die Bürgermeister-Stichwahl am 6. Mai, fällt die Entscheidung just am Geburtstag des Grünen.