Vom Logistiker zum Landwirt
Von Roland Pittner
Anzug, kurze Haare und glatt rasiert. So startete früher der Arbeitstag für Andreas Knor als Fuhrparkmanager. Er war im mittleren Management tätig und für die Warenlieferungen eines großen Diskonters zuständig. Doch sein Leben hat sich drastisch verändert.
2015 kam die Frage von seinem Onkel und seinem Vater, ob er nicht den landwirtschaftlichen Betrieb übernehmen wolle. „Mein Onkel war schwer krank und wollte, dass der Betrieb weitergeführt wird“, sagt Knor. Für die Entscheidung ließ er sich mit seiner Frau Zeit. „Aber es fühlte sich richtig an, mein Job war schon belastend und ich musste zehn Stunden in den Computer schauen“, sagt Knor, der Logistik und Transportmanagement studiert hat.
2015 kam es dann zur Entscheidung, das geregelte Leben als Logistiker in Wien hinter sich zu lassen. 2018 zog er mit seiner Frau, die Flugbegleiterin ist, und den zwei Kindern ins Südburgenland. Knor hat den landwirtschaftlichen Facharbeiter absolviert und führt den Hof gemeinsam mit seinem Vater und einem fixen Mitarbeiter.
Bauer
Mit langen Haaren, Bart und einem Lächeln geht der 34-Jährige voll in der Landwirtschaft auf. Den Betrieb hat er vor drei Jahren auf Bio umgestellt. Arbeit gibt es genug. Auf den Feldern hat er Sojabohnen, Sonnenblumen, Weizen, Gerste und Ölkürbisse geerntet. Für nächstes Jahr hat er bereits Linsen gesät. „Es gefällt mir zu experimentieren, ich habe zwar die Ausbildung zum Facharbeiter gemacht, aber ich lerne viel im Betrieb und will ihn weiterentwickeln“, sagt Knor.
Es soll in der vierten Generation des Hofs in Richtung Diversität gehen. Deshalb hat er heuer nach 15 Jahren Pause wieder Gänse in den Betrieb geholt. „Mein Onkel war damals schon beim Projekt Weidegans dabei. Wir haben einen Aufzuchtstall gemacht und einen mobilen Stall aus Holz bauen lassen“, sagt Knor. Der steht jetzt auf der Weide wo die rund 130 Gänse grasen. „Mit dem Stall sind wir auch für den Holzbaupreis nominiert“, sagt Knor. Ein normales Rundhallenzelt, wäre nicht in Frage gekommen. „Es muss schon ein Gesicht haben“, meint der Landwirt. Die Gänse hätten auch wieder mehr Leben in den Ackerbaubetrieb gebracht. Bei der Aufzucht hatte er die Vögel nämlich im Ort. „Da sind alle mit den Kindern vorbeigekommen, um die Gänse anzuschauen, aber auch viele ältere Leute freuten sich wieder Gänse zu sehen“, sagt er.
Tierhaltung
Das weiße Federvieh ist aber erst der Anfang. Der Landwirt will vermehrt auf Direktvermarktung setzen. Derzeit gibt es neben Gänse-Produkten auch Kürbiskernöl, Apfelsaft, Apfelessig und Kürbiskerne im Angebot. Im Ackerbau will der Bauer nicht mehr wachsen, aber bei der Tierhaltung hat er noch einiges vor. „Ich bin hier aufgewachsen und wir hatten immer Milchkühe, das will ich für meine Kinder auch“, sagt Knor. Milchvieh will er keines, eher hochwertiges Bio-Rindfleisch von der Weide soll es werden. „Es soll in Richtung Qualität, statt Quantität gehen“, meint Knor.
Die Entscheidung den Betrieb zu übernehmen, hat Knor nicht bereut, wie er sagt. „Ich kann hier meine Ideen umsetzen und experimentieren, so bin ich mein eigener Herr und das möchte ich sein“, sagt Knor. Und: „Die Haare kann ich jetzt auch tragen wie ich will.“
www.knorbiohof.at