Steindl will "Wende"
Von Thomas Orovits
Georg Rosner ist der neue Polit-Star der ÖVP – sogar auf die Internet-Startseite der Bundespartei hat es der neue Oberwarter Bürgermeister am Montag geschafft. Der 50-jährige Vermessungstechniker hat die zweitgrößte Stadt des Landes bei der Bürgermeister-Stichwahl am Sonntag für die ÖVP zurückerobert – und den Verlust von Güssing an die SPÖ kompensiert. Oberwart ist für ÖVP-Manager Christian Sagartz „der Stern“ der Wahl.
Tatsächlich hat die ÖVP nach den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen etwas mehr Grund zu strahlen als die SPÖ. Auch wenn SP-Landeschef Hans Niessl auf die „absolute Mehrheit“ bei Bürgermeistern verweist (86 SPÖ, 78 ÖVP, 2 LBL, 5 Listen) und betont, dass die sieben weiblichen Ortschefs allesamt von der Sozialdemokratie gestellt werden.
VP-Hoffnung
Wahr ist aber auch, dass die ÖVP der SPÖ bei den Bürgermeistern seit 2002 näherrückt – damals hatte die SPÖ 20 Ortschefs mehr, heute acht. Und in der Stichwahl am Sonntag hatte die ÖVP überhaupt die Nase vorn. In 13 Gemeinden wurde gewählt, die SP verlor vier ihrer sieben Ortschefs und gewann zwei hinzu, die ÖVP büßte drei ihrer sechs ein, konnte aber ebenso viele von der SPÖ erobern – inklusive Oberwart. In Großhöflein regiert die LBL, in Lutzmannsburg die Aktive Dorfliste. VP-Chef Franz Steindl spürt Rückenwind, den er bis zur Landtagswahl mitnehmen und „die Wende schaffen“ will. Niessl schreckt das nicht: „Die SPÖ liegt bei Landtagswahlen über den Gemeinde-Ergebnissen, die ÖVP deutlich darunter“. Eine bittere Wahrheit, diesmal für die ÖVP – der Rückstand auf die SPÖ beträgt in den Gemeinden rund vier Prozent, im Land mehr als 13 Prozent.
Pongracz-Rückzug
In Oberwart hat die ÖVP jedenfalls die Wende geschafft. „Gestern war der Erfolg, heute beginnt die Arbeit“, sagte der designierte Bürgermeister Rosner am Montag mit Blick auf die angespannte wirtschaftliche Situation der 7200-Einwohner-Stadt. Nach der Finanzaffäre mussten 4,3 Millionen € abgeschrieben werden, ein vor Monaten beschlossenes Konsolidierungspaket will Rosner weiter umsetzen. „Sparen, wo es nur geht“, lautet seine Devise. Wenn das nicht ausreiche, müsse man ehrlich über Gebührenerhöhungen reden. Jetzt will er einen Kassasturz, voraussichtlich am 20. November konstituiert sich der Gemeinderat.
Ob der geschlagene SP-Bürgermeister Gerhard Pongracz dem noch angehört, ist offen. Der KURIER erfuhr aus der Stadtpartei, dass sich Pongracz eher zurückziehen werde und ein neues Team ins Rennen schicken will. Im Landtag bleibt er aber. Ist die Landespolitik auch für Rosner Thema? „Jetzt will ich mich in Oberwart reinknien“ – aber ausgeschlossen sei eine Landtags-Kandidatur 2015 nicht.