Seit Jahrzehnten ein Zuhause für Geflüchtete
Von Roland Pittner
„Wir haben immer schon rasch auf die Entwicklungen der Gesellschaft reagiert“, erklärt Kinderdorfleiter Marek Zeliska anlässlich des heutigen Weltflüchtlingstags. Das erste Mal aktiv wurde das SOS Kinderdorf Pinkafeld in diesem Bereich 1979. „Es waren vietnamesische Boatpeople, die nach dem Ende des Krieges ihr Land verließen“, sagt Zeliska.
KURIER hilft helfen
16 Kinder und einige Mütter kamen nach Pinkafeld. „Um genügen Platz zu haben, wurden in wahnsinniger Geschwindigkeit vier Häuser gebaut“, sagt der Kinderdorfleiter. Unterstützung kam damals vom KURIER, der einen Spendenaufruf unter dem Motto „KURIER hilft helfen“ startete. Die Spendenbereitschaft der Leser ermöglichte den Bau der Häuser.
Doch schon davor halfen Flüchtlinge dabei, das SOS Kinderdorf aufzubauen. Burgenländische Wirtschaftsflüchtlinge in den USA unterstützten das Vorhaben im Südburgenland mit Spenden. „Die waren stolz, dass das arme Burgenland so etwas schafft“, sagt Zeliska. Die Vietnamesen waren bis 1991 im Kinderdorf. „Einige sind in die USA ausgewandert, andere blieben in Österreich. Die Kinder haben alle Top-Ausbildungen absolviert und ihren Weg gemacht“, meint Zeliska. Im gleichen Jahr wurden 15 Kinder aus der Volksschule in Osijek, Kroatien, aufgenommen. Durch die Kriegswirren im Heimatland mussten sie in Pinkafeld bleiben.
Wohngruppe
Auch zuletzt bei der Flüchtlingskrise 2015 war das Kinderdorf zur Stelle. Heute leben zwölf unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in einer Wohngruppe in Pinkafeld. Rund 150 junge Geflüchtete wachsen österreichweit in Einrichtungen vom SOS-Kinderdorf auf.
„Auch wenn unsere Arbeit seit Beginn mit großen Herausforderungen verbunden ist, so ist es Jahre später schön, zu sehen, welche Entwicklungen die von uns betreuten Jugendlichen hinlegen konnten“, sagt Markus Balogh, Pädagogischer Leiter der Wohngruppe. Im Moment kommen die Bewohner aus Afghanistan, Pakistan und der Demokratischen Republik Kongo. „Meine neue Familie im SOS Kinderdorf ist mir sehr wichtig. Besonders mein Bezugsbetreuer ist immer für mich da. Im Burgenland gefällt es mir sehr gut. Die Natur erinnert mich an meine Heimat Afghanistan, es ist nur viel grüner hier. Ich mag es, am Land zu leben, ich will nicht in der Stadt wohnen“, sagt Ahmad. Der 16-jährige Afghane besucht die HTL Pinkafeld.
Wie es mit der Flüchtlingssituation im Burgenland weitergeht, sei ungewiss. „Es kann sich schnell etwas ändern, an der Außengrenze oder in den Lagern in Griechenland. Dann sind wir sicher wieder bereit zu helfen“, sagt Zeliska.