Seefestspiele: Lauter die Kassen nie klingeln
Von Georg Gesellmann
Der Mörbischer Jung-Bürgermeister (25 Jahre) Jürgen Marx von der SPÖ zeigte am vergangenen Donnerstag Respekt vor seinem ersten großen öffentlichen Auftritt: Die Premiere der Fledermaus stand auf seinem Terminkalender.
"Natürlich" sei er stolz, dass man so eine "großartige" Kulturveranstaltung in "unserer Gemeinde" habe. "Und natürlich" bringt sie seiner Gemeinde auch einen Bekanntheitsgrad, den sie ansonsten nicht erreicht hätte. "Und natürlich" bringt es der Gemeinde auch Geld im Rahmen von Lustbarkeits- und Kommunalsteuer.
Und natürlich hat sich in den vergangenen 20 Jahren einiges geändert. Nicht nur aufgrund der Intendanz von Harald Serafin, der heuer zum letzten Mal auftritt. "Das Besucherverhalten hat sich definitiv geändert", sagt Marx. War es früher so, dass die Seefestspielbesucher eine Woche, ja manche sogar zwei Wochen, im Burgenland blieben, geht der Trend heute woanders hin. "Maximal übers Wochenende bleiben die Besucher, von Langzeittouristen kann keine Rede sein", meint Marx.
Freude kommt auf
Er, respektive die Gemeinde, dürfen sich dennoch über 700.000 Euro freuen, die sie über die Lustbarkeitsabgabe aus den Seefestspielen bekommen (500.000 davon werden an die Seefestspiele als Mitgliedsbeitrag wieder transferiert). Zu diesem Geld kommt noch der Infrastrukturbeitrag dazu, der einen Euro pro verkaufter Karte ausmacht.
Carina Halwax vom örtlichen Tourismusbüro kann sich über mangelnde Zimmernachfrage nicht beklagen: "Wir sind mehr oder weniger voll." Während der Seefestspiele und auch der Opernaufführungen in St. Margarethen werden nur mehr vereinzelt Zimmer frei sein, so Halwax.
Dietmar Keller, Geschäftsführer der Neusiedler See Tourismus AG, zieht jetzt bereits Bilanz: "Die Seefestspiele bringen der gesamten Region enorme Vorteile. Von einer vollen Auslastung kann man in den kommenden Wochenenden ausgehen."
In den vergangenen Jahren haben die Touristiker dazugelernt. Der Shuttle-Schiffsverkehr zwischen Podersdorf /Illmitz und Mörbisch, von Ost nach West sozusagen, "hat voll eingeschlagen".
Einen älteren Mörbischer lassen sämtliche Jubelmeldungen über Mörbisch, die Seefestspiele und Serafin kalt. Er hat in den vergangenen Jahren sogar Freikarten für Aufführungen bekommen. "Aber mich interessieren weder Serafin noch die Seefestspiele. Ich hab’ was Besseres zu tun." Er wartet auf Weinkundschaft.