„Sechs Wochen Ferien reichen“
Von Georg Gesellmann
Eine Mutter ruft erbost in der KURIER-Redaktion an und beschwert sich: Ihr Sohn beklage sich bei ihr, dass er seit zwei Wochen keinen Turnunterricht am Mattersburger Gymnasium mehr habe. Der Grund, so vermutet die Mutter, sei, dass sich sämtliche Turnlehrer auf Schulskikursen tummeln. „Das kann es wohl nicht sein“, sagt sie: „Es wird über eine Turnstunde pro Tag diskutiert und dann sind sie nicht einmal fähig, zwei Mal pro Woche den Kindern Sport zu ermöglichen.“ Und wenn sie schon dabei ist: „Kaum beginnt das Schuljahr, sind viele Lehrer auf Seminaren und die Stunden werden suppliert.“
Direktor Karl Pinter nimmt zu den Vorwürfen Stellung: „Ja, es stimmt, dass vergangene Woche sämtliche Turnlehrer auf Schulskikurs waren und dass deshalb der Turnunterricht nicht stattfinden konnte“. Und weiter: „Aber es war nur eine Woche.“ Es werde am Gymnasium dennoch versucht, Bewegung der Schüler in Supplierstunden zu ermöglichen. „Obwohl Mathematikstunden nicht unwichtig sind.“
Josef Mayer, Direktor des Gymnasiums der Diözese Eisenstadt Wolfgarten, sieht die Abwesenheit von Lehrern in dem Kontext, die auch die erboste Mutter meinte: „Viele Kollegen, und hier vor allem die engagierten, sind laufend in Schulungen und Weiterbildungsseminaren. Das kostet Stunden.“ Bei diesen Seminaren gehe es hauptsächlich um die Zentralmatura „wo sich eigentlich keiner so wirklich auskennt“, sagt Mayer. Themen seien auch Bildungs- bzw. Beurteilungstandards.
Probleme
Und warum werden diese Beurteilungstandards nicht in den Sommermonaten erklärt? Es wäre durchaus möglich, so Burgenlands Landesschulratspräsident Gerhard Resch, derartige Seminare in den Sommermonaten abzuhalten, aber: „Da gibt es Probleme mit der Standesvertretung, der Gesetzgebung und den Pädagogischen Instituten.“ Er fände es „gar nicht so schlecht“, wenn die Bundeslehrer verpflichtend und nicht auf Basis der Freiwilligkeit in den Sommermonaten Seminare und Weiterbildungsveranstaltungen besuchen müssten. „Sechs Wochen Ferien werden wohl reichen.“
Übrigens: Turnlehrer gibt es im Burgenland zur Genüge.