Pinkafeld: "Jetzt erst recht" in Norbert Hofers Heimatstadt
Von Roland Pittner
Sonnenschein und eine leichte Brise, ideales Wahlwetter herrschte Sonntagfrüh in Pinkafeld. Trotzdem tröpfelten die Wähler nur vereinzelt ein, um bei der Hauptschule ihre Stimme abzugeben. In der Heimatgemeinde von FPÖ-Obmann Norbert Hofer will über die FPÖ niemand so richtig sprechen. „Ich glaube das Video spielt schon eine Rolle und hat viele FPÖ-Wähler abgeschreckt“, sagt Gottfried Giefing.
Martin Ringbauer glaubt: „Das Video hat viele motiviert, erst recht ihre Stimme für die FPÖ abzugeben.“ Doch mit einem Rekordergebnis für die Blauen rechnete er am Wahlsonntag nicht mehr.
Giefing beurteilt die Wahlbeteiligung als stellvertretender Wahlsprengelleiter als sehr gering ein: „So eine Krise gehört erst verdaut.“ Es seien aber auch fast doppelt so viele Wahlkarten beantragt worden, wie bei der vergangenen EU-Wahl. Prognose über den im Raum stehenden Misstrauensantrag gegen Bundeskanzler Sebastian Kurz traut sich Giefing keine abgeben.
Walter Portschy glaubt schon, dass der Antrag gegen Kurz kommen wird. „Die FPÖ ist wegen Kickl sauer, die SPÖ hat noch kein gutes Haar am Bundeskanzler gelassen“, sagt Portschy und fügt an: „Aber helfen tut es ja niemandem.“ Ob es nicht doch einer Partei zuspielen würde, sei schwer abzuschätzen, sagt ein Ehepaar, das mit Portschy diskutiert. „Nach welcher Logik der Antrag jetzt nicht kommen kann, weiß ich nicht, dann komme ich bei der Politik nicht mehr mit“, sagt Portschy und macht sich auf zum Wahllokal.
Mary Jo Piff war schon in der Früh wählen. „Ich habe auch in meinem Freundeskreis alle animiert, zur Wahl zu gehen“, sagt die Pinkafelderin. Sie glaubt, vielen gehe es darum, „etwas zu verhindern, als etwas gutes zu erreichen“. Aber es sei wichtig, dass gewählt wird. „Zuschauen und nichts tun ist eben die österreichische Art“, sagt Piff.
Die innenpolitische Krise ist jedenfalls bei vielen Pinkafeldern Thema, wenige wollen Auskunft geben. Auch Norbert Hofers Mutter will sich nicht äußern, als sie das Wahllokal nach ihrer Stimmabgabe verlässt. Josef Hummer glaubt, dass die Ibiza-Affäre weniger Auswirkungen aufs Wahlverhalten habe. „Kurz kann ja eigentlich nichts dafür“, sagt der Pinkafelder.
Nach etwas mehr als einer Stunde betraten rund 30 Personen das Wahllokal bei der Hauptschule. Ob sie wegen der Innenpolitik oder EU da sind, wollen die meisten nicht sagen. Warum sie wählen waren? „Weil ich Europäer bin“, sagt ein Pinkafelder – mehr will er dazu auch gar nicht sagen.
Auch beim Rathaus wird gewählt, hier ist der große Ansturm auch ausgeblieben. Am Vormittag gaben rund 100 Pinkafelder ihre Stimme hier ab - ein Viertel der Wahlberechtigten. "Ich glaube es werden schon mehr Leute als sonst zur EU-Wahl gehen", meint Sylvia Supper. Trotzdem glaubt sie nicht an einen großen Verlust der FPÖ. "Viele werden aus Protest wieder Blau wählen, andere werden gar nicht wählen gehen, es wird sich die Waage halten", meint Supper.