Neusiedler See: Burgenland und Ungarn prüfen Zeitplan für Zuleitung
Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) und der ungarische Innenminister Sándor Pintér haben sich bei einem Gespräch in Budapest auf weitere Schritte zu einer möglichen gemeinsamen Wasserzuleitung zum Neusiedler See geeinigt.
Eine bilaterale Expertengruppe soll bis Jänner vertiefende technische Umsetzungsdetails prüfen. Danach wird ein Zeit- und Umsetzungsplan fixiert, um den See trotz derzeit niedrigem Wasserstand zu erhalten, teilte Doskozil am Dienstag mit.
Für eine Wasserzuleitung aus der Moson-Donau müsste Ungarn den Bewässerungskanal von Jánossomorja bis zur österreichischen Staatsgrenze ausbauen. Die Expertengruppe soll sich noch Mitte Dezember mit Details dazu befassen. Im Jänner will sich Doskozil dann wieder mit ungarischen Vertretern treffen, um auf Basis der Expertenvorgaben einen Zeit- und Umsetzungsplan festzulegen.
Mehrere Projekte im Gespräch
Weil die Verhandlungen mit Ungarn zuletzt ins Stocken geraten waren, prüft das Burgenland aber auch schon länger eine innerösterreichische Lösung. Das werde man weiterhin tun, sagte Doskozil, ebenso sei ein gemeinsames Projekt mit der Slowakei im Gespräch.
„Es ist durchaus möglich, dass wir auch eine Kombination der vorliegenden Optionen umsetzen, um den erhofften Effekt für die Wasserstandsicherung zu erzielen“, betonte der Landeshauptmann. Das Treffen mit Pintér sei jedenfalls konstruktiv verlaufen und habe gezeigt, „dass wir an einem Strang ziehen müssen, wenn es um die Erhaltung unserer einzigartigen und vielfältigen Naturlandschaft geht“.
Infrastrukturlandesrat Heinrich Dorner (SPÖ) sieht mit dem Gespräch einen wesentlichen Schritt getan. „Für uns ist wichtig, dass jetzt richtig Tempo in die Gespräche reinkommt und wir bald Klarheit haben, welche Lösung am zielführendsten ist und in den nächsten Jahren umgesetzt werden kann“, betonte er.
Seitens des Landes sei weiter die Schlamm- und Schilfbeseitigung im Gange. In den kommenden zehn Jahren sollen dadurch eine Million Kubikmeter Nassschlamm aus dem See geholt werden. Außerdem soll durch die Instandhaltung und Neuerrichtung von Schilfkanälen ein Wasseraustausch zwischen der offenen Wasserfläche und dem Schilfgürtel gewährleistet werden.
Wasserstand einen halben Meter tiefer als im Durchschnitt
Der Wasserstand im See bewegt sich seit vergangenem März auf historisch niedrigem Niveau. Am Dienstag lag er bei 114,93 Meter über Adria. Damit stand das Wasser über einen halben Meter tiefer als im langjährigen Mittel. Selbst vom bisher niedrigsten Wert seit 1965 aus dem Jahr 2003 war es 18 Zentimeter entfernt. Komplett ausgetrocknet war der Steppensee zuletzt rund um 1865.