Jugendliche als Heurigen-Wirte
Aus den Räumlichkeiten des früheren Sonderpädagogischen Zentrums klingen Töne von Katy Perry und anderen Hitparaden-Stürmern. Nach und nach füllt sich das Gebäude mit Leben, Schüler aus der benachbarten Handelsakademie trudeln ein. „Das ist ja cool, das ist ja viel größer als das alte Jugendzentrum“, entfährt es einem Schüler.
Günther Kroiss lächelt zufrieden: Dem Stadtpfarrer und Obmann des Vereins „2getthere“ ist es gelungen, für seine Schäfchen eine neue Location zu organisieren. Das Jugendzentrum, das vorher in der Hauptstraße angesiedelt war, ist umgezogen. Die Stadtgemeinde hat die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt, die Kosten für die Adaptierung in der Höhe von 10.000 Euro trägt der Verein. Die Jugendlichen haben beim Umbau im Sommer eifrig mitgeholfen, so auch der 16-jährige Tobias. „Es ist schön hier, wir haben jetzt mehr Platz“, sagt der HAK-Schüler. Auch am anderen Standort hat Tobias immer wieder Nachhilfe genommen, die von älteren Schülern kostenlos gegeben wird. Im neuen Jugendzentrum können die Mädchen und Burschen nicht nur strebern. „Ich komme gerne nach der Schule zum Chillen und um Freundinnen zu treffen“, sagt eine 16-Jährige.
Um „seinen“ Jugendlichen noch mehr Perspektiven zu bieten, plant Jugendpfarrer Kroiss bereits das nächste Projekt. Mit seinen Schützlingen will er den Traditions-Heurigen Morawitz in Mattersburg weiter betreiben. „Die Wirtsleute gehen mit Jahresende in Pension. Da haben sie uns gefragt, ob wir den Betrieb nicht weiterführen möchten“, sagt der Pfarrer, der selbst in einem Heurigenbetrieb aufgewachsen ist.
Den Wein wolle man selbst keltern, alle ein bis zwei Monate soll der Buschenschank geöffnet werden. Mit dem Projekt soll unter anderem die Kommunikation zwischen den Generationen gefördert werden. Ende September bis Anfang Oktober startet gemeinsam mit den Besitzern und den Jugendlichen ein Probebetrieb.
Erfahrung im Bewirten hat man bei „2getthere“ ja bereits. Seit dem Vorjahr betreibt der Verein das Café Savio in der M. Koch-Straße. 13 Jugendliche, Schüler oder Arbeitslose, denen es finanziell nicht so rosig geht, sind dort beschäftigt. Anders als in anderen Cafés herrscht im Savio kein Konsumzwang.