Chronik/Burgenland

Land will Pflege-Agenturen umgehen

Für Gesundheit und Spitäler hat der designierte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) im Spätsommer einen Masterplan beauftragt und den Experten ein Jahr Zeit gegeben. Jetzt soll einer für die Pflege folgen – in zwei Monaten. Dass das Thema drängt, verdeutlichen die Zahlen: Das Burgenland hat im Ländervergleich mit 28,4 Prozent den höchsten Anteil über 60-Jähriger; die Pflege-Ausgaben im Landesbudget steigen 2019 um 8,1 Prozent auf 114,3 Millionen Euro; und von den rund 290.000 Burgenländern beziehen 19.000 Pflegegeld.

Deshalb will Finanzlandesrat Doskozil, der in gut zwei Monaten im Landtag zum Nachfolger von Landeshauptmann Hans Niessl gewählt werden soll, „idealerweise“ bis Ende Februar auch ein umfassendes Pflegekonzept auf dem Tisch haben. Erarbeiten wird es eine von Doskozil und Noch-Soziallandesrat Norbert Darabos (er soll die rot-blaue Regierung Ende Februar verlassen) eingesetzte Arbeitsgruppe, in der Pflegeheim-Betreiber ebenso vertreten sind wie die Krages, Pflege-Experten und Siedlungsgenossenschaften.

Einige Pflöcke haben Doskozil und Darabos am Freitag zum Start der Arbeitsgruppe schon selbst eingeschlagen: Mobile soll Vorrang vor stationärer Pflege bekommen und pflegende Angehörige sollen nach Möglichkeit sozialversichert und pflegerisch qualifiziert werden, um so auch den Anteil ausländischer Personenbetreuer zu verringern.

Und gewinnorientierte Agenturen, die aus Rumänien, Bulgarien, der Slowakei, Ungarn oder Kroatien kommende Personenbetreuer vermitteln, sollen „möglicherweise umgangen“ werden. Stattdessen könnte das Land selbst für Rekrutierung und Vermittlung von 24-Stunden-Pflegern sorgen – und so womöglich Kosten für Pflegebedürftige und Angehörige senken. Was das für die 46 burgenländischen Agenturen bedeuten würde? Für viele das „Aus“, glaubt Anita Szojak von der Fachgruppe in der Wirtschaftskammer. Szojak findet es „schade“, dass die Agenturen nicht in der Pflege-Arbeitsgruppe sind.

„Sauer aufgestoßen“ ist Darabos, dass manche Agenturen die Preise angehoben hätten, seit das Land die 24-Stunden-Pflege daheim monatlich mit bis zu 800 Euro fördere (mehr als 1000 Anträge für den Zuschuss gibt es mittlerweile).

Pflegeheime bleiben

Doskozil hatte schon zuvor via KURIER angekündigt, „Pflege auf gemeinnützige Beine“ stellen zu wollen, „damit sollte kein Gewinn erwirtschaftet werden dürfen“. Genau hinschauen will er deshalb auch bei den mehr als 40 Pflegeheimen, in denen rund 2000 Menschen betreut werden. Die von diversen Trägern geführten Heime finanzieren sich wesentlich über Landes-Tagsätze.

Die Arbeitsgruppe soll klären, warum in den Bezirken Oberpullendorf bis Jennersdorf auf 1000 Einwohner 80 Pflegebetten kämen, im Nordburgenland aber nur 40. Doskozil: „So ein markanter Unterschied ist nicht nachvollziehbar“. Sollte es künftig mehr Betten brauchen, gebe es im Norden gewiss mehr Nachholbedarf. Eines schloss der künftige Landeshauptmann aber schon aus: Die Schließung von Pflegeheimen „ist kein Thema“.