Krimi in der Gemeindestube
Die rund 900-Seelen-Gemeinde Ritzing liegt idyllisch am Südrand des Ödenburger Gebirges, der Sonnensee am Waldesrand ist ein beliebtes Ausflugsziel. Im örtlichen Gemeindeamt ist von dieser Idylle aber wenig zu spüren. Nicht das erste Mal ermittelt nun die Polizei in einem mysteriösen Fall. Aus der Galerie der seit 1927 amtierenden Bürgermeister fehlt seit Kurzem ein Konterfei: Jenes des früheren SPÖ-Bürgermeisters und jetzigen Gemeinderates der Liste für Ritzing, Herbert Gmeiner.
Der amtierende Ortschef Walter Roisz (ÖVP) hat Anzeige wegen Diebstahls gegen Unbekannt erstattet. Roisz ist entsetzt: „Es ist eine Frechheit und Respektlosigkeit sondergleichen gegenüber einem gewählten Vertreter der Bevölkerung, dass jemand sein Bild abnimmt.“ Zwei Tage nach der letzten Gemeinderatssitzung, die Ende Mai stattgefunden hatte, sei die Lücke an der Wand einem Besucher aufgefallen. Mit den Worten „Da fehlt ja ein Bürgermeister“ hat der Besucher seine Beobachtung im Amt gemeldet.
Herbert Gmeiner ist „mehr als nur erschüttert“. Das Verschwinden des Fotos sei politisch motiviert. „Die SPÖ macht eine fundamentale Oppositionspolitik. Ob das der richtige Weg auf Gemeindeebene ist, bezweifle ich.“
Johann Reißner – er ist Amtsleiter und SPÖ-Vizebürgermeister der Gemeinde – will dazu nichts sagen. Er wolle „in dem Artikel gar nicht vorkommen“.
„Totengräber“
Schon 2007 war die Stimmung gedrückt, als nach der Gemeinderatswahl Unbekannte das Fenster des Bürgermeisters mit „Totengräber“ beschmierten. Zur Erinnerung: Die ÖVP war in der einstigen roten Hochburg als Sieger hervorgegangen. SP-Ortschef Gmeiner wollte nach internen Querelen mit einer eigenen Liste zur Wahl antreten. Wegen eines angeblichen Formfehlers wurde ihm dies von der SPÖ-dominierten örtlichen Wahlbehörde untersagt. Eine Anzeige wegen Urkundenfälschung wurde später von der Staatsanwaltschaft eingestellt.