Chronik/Burgenland

Mattersburg trauert dem großen Kick nach

Schon am Sonntag hatte das Handy von Martin Pucher im Minutentakt neue SMS vermeldet. „Trost und gut gemeinte Ratschläge“, hatte der SVM-Boss geknurrt. „Solche Ratschläge werde ich in den nächsten Tagen wohl noch einige bekommen.“
Während Pucher über die Zukunft des SV Mattersburg nachdenkt, schwelgen etliche Mattersburger in Nostalgie. Gerald Neuberger hatte in seiner Trafik nach Heimsiegen die Sektkorken knallen lassen. Seit zehn Jahren, seit dem Aufstieg in die Bundesliga, wurde auf Erfolge angestoßen. In den letzten Jahren nahm der Sektkonsum in der Trafik rapide ab, die Mattersburger gewannen daheim nicht mehr in Serie. Jetzt hat es sich gar ausgeknallt. Der SVM muss absteigen. „Ich bin betroffen“, sagt Neuberger. Aber nicht nur er, sondern auch seine fußballbegeisterte Kundschaft. „Wir waren absolut sicher: Bevor der SVM absteigt, bricht die Bahnbrücke ein.“

Zukunftsängste

Das trat nun doch nicht ein. Beim gestrigen KURIER-Lokalaugenschein stand das Viadukt noch. Und den SVM wird es auch weiter geben. „Pucher wird wieder eine Mannschaft aufstellen, die vorne mitspielt“, sagt Neuberger. Ob sie auch gleich wieder aufsteigen wird, wagt er nicht zu behaupten.

Auch nicht, ob Franz Lederer weiter Trainer bleibt. Der ehemalige Briefträger saß am 20. November 2004 erstmals als Chef auf der SVM-Bank. Postler Christoph Steiner fühlt mit seinem ehemaligen Kollegen mit. „Meiner Meinung nach war er vielleicht zu nett, zu wenig streng. Vielleicht zu kollegial, so wie bei uns bei der Post damals.“
Aufgefallen sei Steiner, dass sich manche Kollegen jetzt ein wenig ins Fäustchen lachen, dass Lederer den Klassenerhalt nicht geschafft hat. „So ist eben eine Neidgesellschaft.“ Einige Ex-Kollegen hatten dem karenzierten Lederer einen Lenz nachgesagt, weil sie Packerl schupfen mussten, während er erst ab zehn Uhr auf dem Trainingsplatz stand.

Erika Putz ist eine eingefleischte Grün-Weiße. Bevor sie vor einigen Jahren nach Mattersburg zog, war sie Rapid-Anhängerin. Doch dann fühlte sie sich mehr zum SV Mattersburg hingezogen und hatte daher von den Vereinsfarben her auch keine Probleme. Doch jetzt hat sie Probleme: „Das ist nicht eine schwarze, sondern eine tiefschwarze Stunde für Mattersburg“, sagt Putz. „Die Tränen sind fast nicht aufzuhalten“, meint sie symbolisch. Das Leben geht weiter, aber: „Hätte uns nicht der Didi helfen können.“ Nein, hätte er nicht, denn Kühbauers Admira war ja selbst abstiegsgefährdet.

Nicht nur Putz hat Schwierigkeiten mit ihren Emotionen nach der 0:1-Niederlage am Sonntag im Pappelstadion. Auch Bürgermeisterin Ingrid Salamon ist nicht zum Lachen zumute. Der Abstieg habe auch wirtschaftliche Nachteile für die Stadt: „So eine günstige Werbung werden wir nicht so bald bekommen. Der SVM und somit Mattersburg war doch in Österreich in aller Munde.“ Salamon wird weiter die Heimspiele besuchen. Nicht auf der Tribüne, sondern im VIP-Zelt.
Wer weiß, ob es das noch geben wird? Pucher hatte am Sonntag über die Zukunft gesagt: „Wenn ihr seht, dass ich anfange, etwas abbauen zu lassen, wisst ihr, dass unser Kurs nicht zurück in die oberste Spielklasse gehen wird.“
Noch stehen VIP-Klub, Viadukt und Tribüne.