Chronik/Burgenland

Gutes Jahr für Schwammerlsucher

Wolfgang Sziderics, 47 Jahre jung, ist seit seinem 12. Lebensjahr passionierter Schwammerlsucher. Einer, der sich daher auskennt in den pannonischen Wäldern.

Er hat derzeit leicht lachen und strahlt übers ganze Gesicht, weil die Pilze derzeit massenweise sprießen. "Kürzlich musste ich geschätzte mehr als zehn Kilo stehen lassen". Es ist nämlich nur erlaubt, zwei Kilo pro Kopf und Nase und pro Tag zu sammeln.

Wo wäre denn dieser Platz, wo man Kilos von Pilzen stehen lässt? "Wer suchet, der findet", lautet die Antwort. Es gilt nach wie vor, und das seit Menschengedenken: Man gibt seine Plätze nicht preis. Ein "nicht erwähnenswerter Tipp" von Wolfgang Sziderics: In der Buckligen Welt wäre eine Möglichkeit, zu suchen. Auch im Mittelburgenland schaue es derzeit nicht so schlecht aus. Aus der Steiermark wird berichtet: So ein Schwammerljahr habe man seit Jahrzehnten nicht beobachten können. Mit Eierschwammerln schaut’s aber ein wenig "schwach" aus.

Das Geheimnis erfolgversprechender Plätze wird gut gehütet. Umso größer offensichtlich der Ärger, wenn sich andere dort zu schaffen machen. So erzählt ein begnadeter Schwammerlsucher, dass ihm die vier Reifen seines Autos, das er am Waldesrand geparkt hatte, aufgeschlitzt wurden: "Das war ein reiner Racheakt." Auch Sziderics musste einmal die Füße in die Hände nehmen, die Schwammerl fallen lassen und das Weite suchen.

Wer einmal von dem Virus Schwammerlsuchen infiziert ist, der kommt nicht mehr los. "Das ist wie eine Sucht, auch dann, wenn man nichts findet", sagt ein Eisenstädter Geschäftsmann, der am vergangenen Samstag seinen Laden dicht machte und sich in den Wäldern im Mittelburgenland herumtrieb. Noch Tage danach schmerzten Beine und Rücken. Das ewige Bücken.

Dennoch: "Es hat sich ausgezahlt", sagt er. Und am Sonntag ging er mit drei Freunden wieder in die Wälder. Abends haben sie nicht gewusst, an wen sie die Pilze verschenken sollten (Am Wiener Karmelitermarkt wird ein viertel Kilo Pilze um fünf Euro verkauft). Gewogene 80 Kilogramm haben sie in ihre Körbe und Leiberln, die sie ausgezogen hatten und zu einer Tasche umfunktionierten, verstaut.

Es waren also mehr als die gesetzlich erlaubten zwei Kilo? "Soll ich die Pilze steh’n lassen", fragt der Geschäftsmann. Über Strafen, die bis zu 150 Euro hoch sein können, mache er sich keine Gedanken. Die Kontrollen halten sich in Grenzen: "Das wäre ja noch schöner, dass die wenigen Freuden im Leben, die man noch hat, auch noch eingeschränkt werden."

Am vergangenen Wochenende wurden an die 80 Pkws am Waldesrand zwischen Großwarasdorf und Oberpullendorf gezählt.

Ein Hotspot der Schwammerl? Wolfgang Sziderics kommt kein Lächeln aus.