Gratis-Kindergarten im Burgenland: Wer trägt die Kosten?
Von Michael Pekovics
Die Landeshauptstadt Eisenstadt bietet in ihren Betreuungseinrichtungen Platz für rund 1.000 Kinder. Aktuell werden 120 neue Plätze geschaffen, als nächstes steht der Bau einer Einrichtung im Ortsteil St. Georgen an. Damit entspricht Bürgermeister und ÖVP-Landesobmann Thomas Steiner ganz dem Wunsch seiner Bürger. Denn für 56 Prozent der im Rahmen der KURIER-Umfrage befragten Eisenstädter wäre eine Verbesserung des Kinderbetreuungsangebotes sehr wichtig.
Dass dieser Wert in den anderen Regionen des Landes durchwegs höher liegt, führte Steiner beim KURIER-Bürgergespräch in der Fachhochschule Burgenland am Mittwoch auf „das bereits gut ausgebaute Betreuungsnetz“ in seiner Stadt zurück.
„Eltern zahlen gerne“
Die ebenfalls im Rahmen der KURIER-Bürgergespräche getätigte Ankündigung von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ), dass der Kindergartenbesuch noch heuer komplett gratis sein werde, sieht Steiner skeptisch – untermauert von eigenen Erfahrungen. „In Eisenstadt haben wir das versucht, sind aber wieder auf ein System gewechselt, wo Menschen mit niedrigem Einkommen nichts zahlen, finanziell besser gestellte Eltern aber einen Beitrag leisten“, erklärte Steiner.
Er glaubt, dass „viele Eltern gerne zahlen, wenn die Qualität passt“. Zur Doskozil-Ansage meinte Steiner, dass am Ende immer die Frage stehe: „Wer zahlt?“ Den Gemeinden könne man nicht noch mehr Belastungen umhängen. Eisenstadt hätte ohne Eltern-Beiträge einen Abgang von 2,2 Millionen Euro jährlich.
Abgänge gibt es auch in der Eisenstädter Innenstadt, nämlich was die Anzahl der Unternehmen betrifft. Für Steiner ist „der Kampf gegen die Einkaufszentren schon lange verloren“. Dennoch kündigte er ein neues Fördermodell für Unternehmen bestimmter Branchen an, die sich im Zentrum ansiedeln wollen. Gefragt seien vor allem „Betriebe mit Alleinstellungsmerkmalen, die es nicht überall gibt.“
Von der weiteren Ausdehnung der Einkaufszentren an der Peripherie hält er nichts: „Wir sollten diese Entwicklung nicht noch beschleunigen, so wie es aktuell diskutiert wird.“
Kino weiter als Ziel
Deshalb sei auch schade, dass der Plan eines Kinos im Zentrum aufgrund von Anrainerprotesten gescheitert sei, sagte Steiner: „Die Bereitschaft seitens der Stadt ist nach wie vor vorhanden.“ Demnächst hat die „kleinste Großstadt der Welt“ 15.000 Einwohner und rund 17.000 Arbeitsplätze: Deshalb pendeln derzeit auch mehr Menschen von Wien nach Eisenstadt als umgekehrt.
Mit ein Grund, warum die Rufe nach einer Direktverbindung mit der Bahn in die Bundeshauptstadt wieder lauter werden – bei der KURIER-Umfrage nannten 83,2 Prozent dieses Thema als sehr wichtig. Eine Lösung dafür dürfte es allerdings nicht so schnell geben, auch wenn laut Steiner sowohl die Mittel als auch der politische Wille vorhanden sind: „Aber es gibt Grundeigentümer, die berechtige Interessen einbringen.“